Freitag, 27. Juni 2008

Die Hand Cédrics.

Ich habe frei und bin kreativ. Oder jedenfalls aktiv.





Zuerst Keller richtig aufräume, danach an neu entdecktem Zeugs Freude haben. Später Beluga polieren. Danach spontan den alten Gartentisch abschmirgeln -inklusive Schultern verbrennen-, grundieren und blau anmalen. WOW! Mutti ist begesitert.

Danach: Die Hände Cédrics an ein kühles Bier halten.
Bier schmeckt nach getaner Arbeit doch einfach viel besser!

Dienstag, 17. Juni 2008

Zaun, Baum: Traum!

Traum wird wahr! Wahrhaftig.

Cédric ist nun Radiomoderator.

Donnerstag, 8. Mai 2008

Gipfelstürmer: Stürmt den Gipfel!





Kaum zurück aus Frankreich, schon wieder auf dem Berg. Und zwar auf der Mentschelenalp (1440m.ü.M.) oberhalb Blumenstein (710m.ü.M.).

Heute habe ich meinen längsten Gleitschirmflug -ever- gehabt. Sage (siebenundfünfzig) und schreibe (57) Minuten reine Thermik. Und was passierte dann? Dann sind mir die Beine eingeschlafen....

Dienstag, 15. April 2008

Sodom und Gomorrha – Lille IV





Amsterdam war mir bis jetzt ein unerreichtes Ferienziel. Wollte ich doch kurz nach meinem Schulabschluss zu dieser, sagen wir mal „sagenumwobenen“ Stadt reisen. Und zwar mit einem orangen Flieger und zwar nur etwa eine halbe Woche lang. Warum mich damals diese holländische Metropole anzog, weis ich bis heute nicht so genau. Am ehesten denke ich, dass die Erzählungen meines lieben Bollis (Schwester meiner Mutter) einen grossen Beitrag geleistet haben. Von ihr stammt auch der Reiseführer, der bis vor kurzem unbenutzt in meinem Bücherregal lag und von seiner Zukunft träumte.
Zu einer Visite von Amsterdam kam es bis vor kurzem nie. Sei es wegen Unentschlossen- oder Feigheit gewesen, so war es sicher nicht schlecht, dass ich dieses Vorhaben (in diesem zarten Alter) sausen gelassen habe.

Doch bis kurzem heisst: Ich war da! Vor kurzem = la dernière fin de semaine

Natürlich bin auch ich, wie wohl jeder Tourist und (!) Touristin, durch den „red light district“ gelaufen. Ich erläutere nun für Nichtkenner das Rotlichtmilieu von A’dam: (Beim lesen-> entschuldigt meine herben Ausdrücke.)
Rund um einen ca. 500m langen Gracht (Grachte sind stehende Gewässer, bzw. Kanäle durch ganz Amsterdam. Hausbote oder anderer aquanautische Gefährte sind darauf in Bewegung.), im Zentrum dieser Stadt und etwa 5min vom Hauptbahnhof entfernt, befindet sich diese Lustmeile Schandmeile. Unzählige Schaufenster, auf mehreren Etagen übereinander gereiht, pflastern in schummrigem Licht die Strasse. Diese Schaukästen haben im Hintergrund ein Bett und ein Bidet stehen und lassen sich mittels Samtvorhang zu einer Sexkammer umwandeln. Wie Tiere in einem Zoo stehen hinter diesen Glasscheiben die Frauen und warten auf ihre Freier. Viele rauchen dabei, einige trinken, andere telefonieren. Alle sind leicht bekleidet (Achtung: Es ist aber NIE ein Geschlechtsteil zu sehen!), alle erscheinen recht unglücklich. Von schwarz über weiss bis gelb. Von ganz dick bis ganz dünn. Blond-, Braun- , Schwarz- bis Mehrfarbhaarig. Alle Fantasien dieser gaffenden Männer könnten erfüllt werden. Vor den Schaufenstern steht viel Volk. Und ich übertreibe tatsächlich nicht, wenn ich sage, dass jede Altersgruppe im „Publikum“ vertreten ist. Und das in einer gewaltigen Menge. (Zu vergleichen mit der Frequentierung eines Samstagnachmittages in den Berner-Lauben!)
Glotzend steht die Menschenmasse vor diesen Terrarien und zeigen mit den Fingern auf die Frauen, so als ob sie eine seltene Echsenart wären. Häufig klopft ein Mann an einer dieser Glastüren und wird danach hineingelassen. Oft warten draussen ganze Cliquen auf den Jüngling Lüstling und Johlen bei der Wiederkehr, als gäb es keinen Morgen mehr. Pervers und Niveaulos.

Ein Freund, der auch vor kurzer Zeit für kurze Zeit Amsterdam besucht hatte, war genau gleich entsetzt von dem, wovon andere schwärmen. Er verglich Amsterdam mit all seinen Lastern und Sünden - vom käuflichen Sex bis zu den legalen Softdrugs - mit den beiden Städten Sodom und Gomorrha.

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Einschub:
Im alten Testament wird von diesen beiden Orten erzählt, wobei sie als Zentrum der Sünde und Lust dargestellt werden. Gott selbst sucht Abraham auf, um ihm mitzuteilen, dass er vorhabe, diese beiden Städte zu zerstören, wenn das sündige Verhalten ihrer Bewohner tatsächlich so schlimm sei, wie ihm zu Ohren gekommen war. Abraham fragt Gott, ob er wirklich Schuldige und Unschuldige ohne Unterschied vernichten wolle. Gott versichert ihm schließlich, dass er Sodom verschonen werde, wenn sich nur 10 anständige Menschen darin finden liessen.

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Tatsächlich ist Amsterdam eine Hochburg von Sex, Gewalt, Drogen und Verbrechen geworden. Die Regierung will nun diesen Faktoren den Kampf ansagen und ein „sauberes“ A’dam herbeizaubern. Kultur- und Gehaltvoll. Meine Skepsis bleibt. Ob die das schaffen werden? Hoffen wir das Beste. Mein Bild von Amsterdam steht nun leider schon in Flammen. Schade, denn von der Architektur her und mit eben diesen Grachten ist diese Stadt bezaubernd.

Auf das die zehn reinherzigen Holländer den A’dam wieder zu seiner Eva führen können.
Nur so kann Amsterdam bestehen bleiben.


Dienstag, 8. April 2008

Vom Waschtag in Arabien – Lille III





Die Mäuse hätten ihre Freude an meinem Wäschesack gehabt, dass sage ich euch! Höchste Zeit war es also, mein Arsenal an sauberen Socken wieder aufzurüsten. Leider ist meine Bleibe nur mit einer einzigen, dafür sehr überteuerten, Waschmaschine ausgestattet. „Mä nimmt’s ou hie vo de Läbige!“, dachte ich mir und verschwand mit meinem wohlschmeckenden Bündel ab nach draussen. Aber woher eine „buanderie“ nehmen, wenn nicht stehlen?

Nun sind wir wieder bei einem klassischen Effekt angelangt. Wer kennt das nicht: In einer fremden Stadt schneidet man sich in den Finger (z.B. an einer scharfen Postkarte oder einem spitzigen Souvenir). Eine OP wäre dringend nötig, zwecks Amputation. Oder aber vielleicht auch nur ein Notarzt. Am Schluss könnte eine Apotheke sicher die gewünschte Linderung bringen. Doch da ist in dieser Riesenmetropole einfach kein Pharmastore zu finden. Zwar sind im Umkreis von drei Kilometern vier „Mäceduus“ und zwei „Sternenkaffees“ zu orten, aber eben keine Apotheke. Schicksal.

Analog meiner vergangenen Situation: Da irrte ich doch eine halbe Stunde rum, bis ich im „banlieue“ einen Waschsalon gefunden habe. In einem Viertel, in dem es irgendwie anders gerochen und irgendwie anders ausgeschaut hat als in meinem mir bekannten Lille. Französisch wurde im Waschmaschinenlokal kaum mehr gesprochen. Nichtsdestotrotz wurde mir von einem Jüngling sehr nett die Maschine erklärt. Später hat mir Alin vorgetragen, dass ich in einer arabischkultivierten Umgebung gelandet bin, was mir danach so einiges erleuchtete. Das war wirklich ein netter und unterhaltsamer Sonntagnachmittag. Hundertmal besser, als das Wäschewaschen im Hotel. Und irgendwie riechen meine Socken nun dezent nach Curry....

Skeptiker! - Lille II 1/2




Für alle, die mir bis jetzt nicht geglaubt haben, wie toll meine Aussicht aus dem Hotelzimmer ist:

Säda!


Sonntag, 6. April 2008

Regen, Nebel: Tütataa! - Lille II





Es gibt' s doch noch, das richtig derbe Schmuddelwetter. Hier in Lille haben wir nun eigentlich schon die ganze Woche Regen und Nebel.
Und irgendwie stehen im Meridian-Reiseführer immer die gleichen Sätze: Zum Beispiel in der Kategorie der Nahrungsmittel: „Nordfrankreich ist kein Gebiet des Weins, hier trinkt man Bier!“ So steht bei der Sparte Wetter: „Nordfrankreich ist kein Gebiet der Sonne, hier regiert der Wind!“ Was immer das auch heissen mag... (Im Sommer soll es durchschnittlich 22° kühl sein.) Folglich verbringe ich meinen Sonntagnachmittag im Hotel. (Ich habe mein Appartement vom fünften Stockwerk/Hinterhofsicht in die elfte Etage/Stadtsicht verlegen dürfen. So ist nun direkt neben meinem Bett ein tolles Panorama inklusive Bernermünsterklon! Achtung jetzt kommt’s: Ich habe sogar ein separates Gästebett. Besucher sind also herzlich willkommen!)

Ich habe in der neuen Bude schon Bademeister gespielt und das frische Badezimmer mit Schaumschlägerei überflutet. „Käpt’n! Kurs auf die Bounty! Klack, klack... (Holzbeingeräusch!) Und entern! Kentern! Meutern! Harrr...“

Wie vorhin schon erwähnt, ist Lille wirklich eine Stadt des Biers. Nebst den kleinen Brauereien liefert Belgien viel Bier nach Lille. Auffällig viele Frauen sitze hier abends in den „dépôts de bière“ und trinken den Gerstensaft aus einer Art Weingläser. Ich habe mir von einem „garçon“ erklären lassen, dass diese Birnenform eine bessere Geschmacksentfaltung forcieren soll. Egal, dumm schauts trotzdem aus... Prost!

Donnerstag, 3. April 2008

Ich kann fliegen – Lille I




Die Franzosen haben mich schon bereits im Gare de Lyon recht freundlich willkommen geheissen. Da wollte ich doch im überfüllten „zum güldenen Amerikaner“ bei einer älteren Dame am selben Tisch mein Revier markieren (wie es bei uns in der Schweiz schon fast penetrant üblich ist!), da bellte mich diese durch die Blume an. Nach meinem freundlichen „ist hier besetzt?“ nickt die alte Dame zwar den Schrumpfkopf, fragt mich aber danach, von wo ich komme und ob es in der Schweiz nicht auch unhöflich sei, wenn man sich zu fremden Leuten an den Tisch setzt.
Anderes Land. Andere Sitten.

Dafür ist mein Hotel spitzenklasse. Also Hotel kann man das eh nicht mehr bezeichnen. Es ist eine Appartement-Residenz.
Direkt gegenüber des Lille-Flandres-Bahnhof liegt eine moderne französische Mall und genau darin ist mein Hotel platziert. Ich habe deswegen nicht nur „la gare“, sondern auch noch 64 Shops und ein Kino vor der Hütte. Die Amis hätten das nicht besser gekonnt...

Am ersten Abend bin ich wegen diktatorischem Drängen eines Arbeitskollegen in ein chinesisches Restaurant mitgegangen. Da habe ich doch wirklich Froschschenkel und Sauerkraut auf der Speisekarte gelesen. Typisch Chinesisch. Es würde mich nun nicht verwundern, wenn ich in einem französischen Restaurant eine Wan-Tan-Suppe schlürfen könnte. Das ist ja auch ein Stück „frances way of live“. Oder öppe niid?

Heute habe ich nun mein Bett auf die Probe gestellt und ein paar Turnübungen darauf ausprobiert. Ich bin schon fast reif für eine Darbietung an der legendären Turnvorstellung in Wichtrach. Nur dumm, dass dieses Bett eine Klappschüssel ist: D.h.: Nach dem Sprung (vor den 10sec. Selbstauslöser) bin ich aus einem gehandorgelten Bett aufgestanden.

So was zupft am Nerv.

Freitag, 28. März 2008

Zum Abschied sag ich leise: "Scheisse!"



Und tschüss! Ich verlasse nächsten Montag die bernische Prärie und gehe für einen Monat nach Lille (Frankreisch, Frankreisch...) Meine Abenteuer könnt Ihr wie gewohnt hier lesen.

Hasta la vista.

Montag, 17. März 2008

Schwarzes Loch? Nusode, sig’s wie’s well...

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Als schwarzes Loch bezeichnet man ein astronomisches Objekt, das aufgrund seiner hohen Dichte die Raumzeit so stark krümmt, dass von außen aus gesehen nichts in endlicher Zeit aus seiner inneren Region austreten kann. Die Grenze dieses Bereiches heißt Ereignishorizont.

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Schon wieder Regen - schon wieder Wind - immer noch schweinekalt.

Die Frage ist also legitim: Sollen wir über Ostern verreisen? Würde sicher sauteuer und affenmässig stressig. Eine Überlegung ist es trotzdem wert, denn schliesslich würden es, neben uns, auch noch zig’tausend andere gleichtun. Wobei! Wo ist die Situation besser als in der Schweiz? Auf den kanarischen Inseln vielleicht. Oder auf Hawaii. Aber da spricht der Protagoras schon seinen „Homo-Mensura-Satz“ aus und so schmeisse ich die Grübelei über die Ferien gleich wieder in das schwarze Loch. Bleiben wir halt zuhause wie jedes Jahr. Eier fressen wie jedes Jahr. Schoggi fressen wie jedes Jahr. Und wie eh und je am Ostermontag ein schlechtes Gewissen haben und sich bessere Zeiten wünschen. Irgendwann katapultiere ich auch die ganzen Eier und Hasen zu meinen Ferienpläne in „the black hole“. Und alles wird gut, besser; oder am besten wandern wir nächstes Mal irgendwo auf eine Alp aus und bleiben dort, bis der ganze Rummel vorbei ist.

Aber dann hätten wir ja eigentlich wieder Ferien gemacht. Scheisse.

Wo bleibt das schwarze Loch, wenn man es braucht?


Montag, 10. März 2008

Zensiere mich!




Es gibt Momente, in denen man einfach mal die Fresse halten sollte. (Leser mit Abneigung gegen Kraftausdrücke bitte hier klicken!) Ich habe das erst vor kurzem wieder erfahren und muss nun schauen, wie ich das Fett von meinen Turnschuhen bringe. Life’s hard, und das kam so:

Mein Nachbar hat neuerdings einen Firmenwagen
(im Bernischen gerne auch „Budechare“ genannt) erhalten. Aber nicht ein dezenter Kombi, wie es für Firmen üblich ist. Sondern ein kleiner Flitzer, vollgepappt mit den bunten Werbeslogans seines Arbeitgebers. (Ich bezweifle sogar, dass so viel Werbung auf einer so kleinen Fläche noch legal genannt werden darf. Also, Hüter des Gesetzes: aufgepasst!)

Nun, aus meiner Sicht ist eine rollende Plakatwand nicht das optimale Werbemittel. Sicher nicht unwirksam, aber je nach Fahrstil des Mitarbeiters eventuell recht kontraproduktiv. Wie oft habe ich den kleinen, weissen Lieferwagen mit der Aufschrift „Parkettböden Neuenschwander –Der beste Service nur für Sie!!“ schon verflucht, weil der Lenker seine Laminatbretter wie der letzte Henker durch das Dorf chauffiert hat. Mit den Gedanken: „Bi dir, du Glünggi, wird
IG sicher nie mini Stube la verschönere!“ kühle ich mich dann meistens ab.
Item: Der Punkt ist, dass man meinen Nachbarn mit seinem bunten Auto sogar noch in der tiefsten Nacht ohne Licht erkennen kann.
Sag mal schön zu der lieben Frau Anonymität good-bye!

So war ich in einer solchen tiefen Nacht vor einer Bar
(die mit dem selbstgebrauten Bier - fünfundzwanzig Kilometer von der Nachbarschaft entfernt), da fährt doch genau dieses Einkaufswägelchen in den Parkplatz vor mir. „Was macht den mein Nebenhäusler hier?“, rattert es in meinen Grauzellen. Ich spaziere schon geistesgegenwärtig zu seiner Autotür, um ihn mit einem "chräftigen Chlupf" willkommen zu heissen. Doch irgendetwas sagt mir, nö, das ist er nicht. Das ist ne Frau. Die Sache war also erledigt und ich schwirrte ab.

Einige Tage später traf ich den Nachbarn aber vor seinem Haus und erzählte ihm exakt diese Geschichte: Von der Bar bis zum Parkplatz und dass eine alte Frau in seinem Wagen, aber haargenau in seinem Wagen, gesessen sei. Ganz erstaunt entgegnete mir mein Umwohner, dass er diese Person ganz sicher gewesen sei. Er hatte nämlich an diesem Abend ein Jassturnier in selbiger Bar gehabt... Ui, Anti-Aging-Salbe lässt grüssen!
Mein Gott, das nächste Mal schweige ich besser und behalte meine Gedanken für mich.


Donnerstag, 6. März 2008

Michkannmanmieten.com





Zum Beispiel für:

...Einen derben Witz (ohne rot zu werden und ohne blau zu sein)...

...Diverse (ehrliche und/oder gelogene) Komplimente...

...Billige Zeichnungen auf Käspapier (siehe oben! - nach Wunsch auch in Schwarz-Weiss)...

...Sinnlose und gehaltvolle Texte für die Lebenslagen ohne Hirn...

...Managementkurse (mit Aktientipps aus dem Internet), inklusive Rheumadeckenpräsentation...

...Und schliesslich, scheusslich und schlussendlich: Ich lese gerne Stephen Kings „ES“ Ihren Kindern als Gutenachtgeschichte vor...

Mein Hohlraum zwischen den Ohren beinhaltet noch viel mehr Ideen, An-und Aufregungen. Anfragen bitte hier drücken. Oder da. Vielleicht aber auch dort.




Dienstag, 4. März 2008

Friede, Freude: Cervelat!



Das wichtigste Problem, welches die Schweiz in der letzten Zeit allem Anschein nach hatte, war wohl die Nachfolgeregelung der Därme für die Nationalwurst. (Nein, Herr Couchepin, damit ist nicht die waadtländer Saussison gemeint, sondern die Cervelat!) Zum Glück wurde dieses außerordentlich wichtige Problem – welches sogar auf Bundesratsebene diskutiert wurde – mit Bravour gelöst. Danke liebe Darmexperten: Ihr habt mir nicht nur die Cervelat gerettet, sondern habt auch die lästigen und äusserst langweiligen Berichte aus den Revolverblättern radiert. Nun kann die Schweiz aufatmen und die Politiker haben wieder freie Sicht auf die richtig relevanten Krisen des Helveticums. Wie zum Beispiel: Mitkampf um die Patenschaft von Flocke und Co.


Montag, 18. Februar 2008

Ich bremse auch für Tiere. Achtung: Eis!





Morgen wird die Kälte zum Tanzpartner. Ich fliege für vier Tage nach Finnland. (-15°)

Das Kaninchen "Walterli" wird mich begleiten, denn es will mir wohlige Wärme bereiten.
Walterli war einmal unzertrennlich mit dem kleinen Köbeli. Dieser war aber auch unzertrennlich mit dem kleinen Wuscheli (Deutsche Dogge - anm. der Red.). Seither ist der Walterli teilweise unzertrennlich mit dem Baumwöllchen (Türkische Qualitätssynthetik- anm. der Red.). Die beiden sind sogar eine gemeinsame Zweisamkeit mit der Nähmaschine eingegangen.

Köbeli hat Walterli, der von nun an nur noch "original russian bonnet" genannt wurde, an dem dorfeigenen Gänggelimärit verkauft. An mich. Seither sind "Bonnet" und ich unzertrennlich und der Kreis hat sich geschlossen.

Säuber tschuld...



Dienstag, 12. Februar 2008

Bonn-jour!




Leute, ich grüsse euch aus Bonn.

Dies zum Ersten und nun zum Zweiten: Stressige Zeiten begleiteten mich die letzten paar Wochen. Viel reisen, viel arbeiten und viel leisten. Andere hätten schon nur beim Lesen der letzten Worte ein Burn-Out. Bei mir geht’s noch im Moment, am meisten zupfen mir aber die arroganten Businessmenschen am Nerv, welche mir nur zur Genüge im ICE (Irdischer Cholesterin Express) und TGV (Tragischer Gift Verteiler) gegenüber gesessen sind. Immer dieses gestresst-genervte Gesicht, das permanent vibrierende Handy (exgusez-moi: Handheld, oder noch besser Iphone!) und der glühende Laptop auf den Knien. Ich telefoniere dann meistens lauthals mit einer fiktiven Person und erzähle lang und breit von meinem nie gehabten Wellnesswochenende: „Weisch, die Hotstonmassage isch eifach dr Wahnsinn xi und ig ha eifach würklech richtig chönne abschalte. Mi Chopf isch so läär, wie scho lang nümme! Und d’ Schlammpackig ersch! (...) Zum Glück het mir mi Chef no e zwöite Mitarbeiter bewilliget, itze ha ig vil weniger ztüe und cha d’Zyt mit Frou, Ching, Hund und Huus vil intensiver gniesse...“ (Wahlweise spreche ich das Ganze auch auf hochdeutsch, französisch und englisch. Neu auch auf russisch -> Sehr beliebt!) Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie gross diese vergoldeten Businessaugen werden...


Jetzt im Moment kann ich mich aber nicht beklagen. Ich sitze mit einem kühlen Laptop im ICE nach Bonn, mein Gesicht ist entspannt und das Handy schweigt. Vis à vis von mir sitzt ein sympathischer ältere Herr und ist in ein Buch namens „God save la France“ vertieft. Halt! Da komme ich mir aber plötzlich wie in einer verkehrten Welt vor: Für einmal fühle ich mich als eben diesen Geschäftsreisenden und der ältere Franzose erscheint mir als der belustigte Junge. Ich denke, das Beste ist nun: Laptop schliessen, Kaffee trinken und abwarten, bis sich die Lage normalisiert hat.

Montag, 4. Februar 2008

Verein „Lebendiger Bazillus“



Schon eine Weile tummelt sich wieder ganz ne Menge auf unseren Strassen herum. Immer zu dieser Zeit befallen riesige Grippewellen die leidenden Schweizer in einer Artenvielfalt, wie es der Basler Zoo von den seltenen „Rothaar Chinchillas“ gerne haben möchte. Vom Darmbefall, Gliederschmerzen über Kopf- und Halsweh bis zum Erbrechen sind bei diesen Epidemien alle Kombinationen möglich.

Ein prächtiger Blumenstrauss voller Überraschungen.

Nun gut, man hätte sich ja impfen können! Jedoch nur gegen einen kleinen Teil dieser lästigen Bazillen, was auch der Grund ist, weshalb viele ÄrzteInnen prinzipiell von dieser Präventionsarbeit abraten. Zumindest den Jugendlichen. Ich finde das ganze Grippenmärchen aber eigentlich recht interessant. Wer denkt, er müsse noch in einen Freizeitpark gehen um sich die Nerven zu spannen, der irrt sich gewaltig! Wenn ich ein richtiges Abenteuer haben will (etwa vergleichbar mit Hochwasser-Riverrafting, seillosem Bungeejumping oder dem Schnüffeln an Roger Federes Tennissocke), dann schlendere ich in dieser Jahreszeit durch die Gassen von Bern und fange jede Schnupfnase ein. Ich vergleiche mich gerne mit einem Botaniker oder Briefmarkensammler, nur dass ich eben Grippenkombinationen in mein Album aufnehme. Ein Foto von mir mit dem Fiebermesser im Mund (das Gesicht meistens so bleich, wie dem Alpöhi sein Sennenkutteli) und der Krankheitsdefinition darunter, lässt mein Sammlerherz gleich viel höher schlagen. Schon bald (wenn ich zwei weitere Grippenfreaks gefunden habe) wird ein Verein Namens „Lebendiger Bazillus“ die Gesellschaftslandschaft der Schweiz bereichern. Denn ich würde endlich gerne die Kombination “Schnupfen, Dünnpfiff und Mandelrötung“ gegen „Stirnhöhlenentzündung und Zahnschmerzen“ mit jemandem tauschen. Interesse?

(Geschrieben am Sonntag, 3. Februar 08, um meiner lieben Sue einen heiteren Moment zu schenken. Sie leidet gerade an einer Grippe!)


Mittwoch, 30. Januar 2008

Struwwelpeter




Wenn ich für meine Firma in einem anderen Land arbeite, dann packt mich die Lust der haarigen Veränderung.

Vorab: Ich mag meine, von Gott gegebenen Haare nicht. Ich kann die Konsistenz, die Form, die Farbe und die Länge nicht leiden. Und das meistens alles auf einmal. In dieser Beziehung könnte man mich als den „Hans im Schnäggeloch“ bezeichnen. Sind die Haare zu lang, will ich sie kurz, sind sie dann kurz, möchte ich sie wieder lang. Sind die Haare blond, möchte ich sie braun, sind sie braun, möchte ich sie schwarz und so weiter und so fort. Irgendwie scheisse, nicht?

Dazu kommt, dass ich den Gang zum Friseur sehr mag. Das Getratsche und das Herumfummeln in meinen Haaren finde ich toll. Im Ausland macht ein Coiffurebesuch noch viel mehr Spass, weil die Preise der Schneidekunst fast um die Hälfte tiefer sind.

So geschehen gestern abend (um wieder zum ersten Teil zurückzukehren). Aus blanker Langeweile (und weil mein Hotelzimmer so unspektakulär ist), suchte ich einen trendigen Haarmeister auf. Drei, mitte-dreissig-kleide-mich-aber-wie-zwanzig Klatschhühner dirigierten diesen Salon und freuten sich über den Besuch eines Schweizers. Dann ging das Übel los: Beraten und überzeugen lassen, Waschen, Schneiden (wo’s eigentlich nichts zu Schneiden gab), Farbe einschmieren, Farbe wirken lassen, Klatschen und Tratschen, Farbe auswaschen, Fönen, Geelen und in den Spiegel schauen und Tränen in den Augen spüren. Gut, dafür wurde mein langweiliger Abend um zwei Stunden amüsant verkürzt. Doch eins steht fest:

Heute werde ich wieder dort sein und lasse mir die Haare zurückfärben...


Freitag, 25. Januar 2008

Kunst am Mittag Nr.2

Mund um Mund, die Welt ist rund.

Ich tue das kund mit meinem Mund.

Drum ist die Welt so kugelrund.




Mittwoch, 23. Januar 2008

Ich bin ein Arzt, holt mich hier raus!




Nach meinem "Grey's"-Blog bekam ich einen Anruf von den Universal Studios:
Sie wollen mich als neuen McDreamy.


Yes!

Keine Angst, ich bin Arzt!



Vom Quadriceps femoris über den Musculus soleus waren gestern Abend alle Fasern meines Körpers angespannt. Ein Herzinfarkt hätte das Serienfinale der dritten Staffel von "Grey’s Anatomy" zu einer gemütlichen Kaffeefahrt gemacht. Doch es musste alles anders kommen: (Grey-Geeks sollten jetzt besser nicht weiterlesen!)

Zuerst muss ich (ein kleiner, selbsternannter Serienexperte) ein auftretendes Phänomen beschreiben:

Handlungsverlauf einer amerikanischen Soap Opera ab der zweiten Staffel

Das Verfahren, bis eine Serie in den Staaten ausgestrahlt wird, ist lang. Nachdem ein Pilotfilm vor einem Testpublikum und in der Prime Time bestanden hat, wird eine erste Staffel produziert. Meistens mit anderen (oder aufwändigeren) Kulissen und vielen inhaltlichen Änderungen. So wurde aus der eher ernsten Ärzteserie (wie es der Vorläufer war) „Grey’s Anatomy“ eine gefühlsintensive Story mit dem Schwerpunkt „Zwischenmenschliche Beziehungen der Ärzte/innen und ihren Assistenten/innen“. Die Grundidee der Off-Erzählerin (analog „Sex and the City“) und den medizinisch komplizierten Fällen kam als Pilotfilm zwar an, das Publikum forderte aber mehr Gefühl. Die Produzenten reagierten postwendend auf dieses Verlangen und kreierten so eine der zur Zeit erfolgreichsten Sendungen Amerikas. Aber eben: Zur Zeit!

Wie schon bei „O.C., California“, „One Tree Hill“ oder „Dawson’s Creek“, Serien bei denen die Geschichte extrem von den Hauptfiguren abhängig ist (und dadurch der erwünschte Identifikationsfaktor sehr hoch steht), sind auch bei „Grey’s“ die Leiden der bestehenden Protagonisten nach der zweiten Staffel ausgeschöpft. Die Drehbuchautoren (so hoffe ich, dass der Streik ihre Fantasie aufgefrischt hat) sind so ab der dritten Staffel gezwungen die einfallslosen Storys von Schwangerschaften und ihren Abbrüchen, Halbschwestern und ihren Geldsorgen, verstorbenen Eltern und ihren Alkoholproblemen und schlimme Vergangenheiten wieder aufleben zulassen. Resultat ist eine unglaubwürdige Geschichte à la „Lüthi und Blanc“.

Die Soap Opera droht zu scheitern, die Einschaltquoten sinken in die Tiefe und ein Absetzen ersterer wird in Erwägung gezogen. Ein schneller und schlechter Schluss der Serie betrübt dann die richtig harten Fans. Ist dies also der Lohn für das stundenlange mitzittern vor der Mattscheibe? Ich hoffe nicht.

Die Frage, ob „Grey’s Anatomy“ in einer anderen Konstellation (d.h. wie ursprünglich geplant: anstatt 20% Medizin und 80% Gefühle eine Mischung von 49% Medizin und 51% Gefühle) je so erfolgreich geworden wäre, liegt auf der Zunge. Ich denke nicht. Aber! Eine längere Lebensdauer und weniger schnelle Erschöpfung der Geschichte wäre aus meiner Sicht garantiert gewesen.

So kommt es, dass am Schluss der dritten Staffel von „Grey’s Anatomy“ die Hauptperson Meredith Grey ihren Oberarzt Derek „McDreamy“ verlässt (eine Liebe, die seit Anfang an als unsterblich gegolten hat), Dr. Burke verabschiedet sich von Christina Yang an ihrer Hochzeit, George O’Malley ist durch die alles entscheidende Zwischenprüfung gefallen (schwängert unterdessen seine Ehefrau und lässt sich von Dr. Izzie Stevens die Liebe versprechen) und Alex Karev hört nicht auf sein Herz und lässt die „Patientin ohne Herkunft“ Ava wegziehen. Dr. Montgomery verlässt das Krankenhaus und hat ab dem Sommer ihre eigene Serie „Private Practice“. Die Zukunft der Assistenzärzte ist nun offen - wenn auch sehr unglaubwürdig. Nichtsdestotrotz lässt das Ende den Süchtigen aber auf die Droge „Staffel 4“ warten, welche aus meiner Sicht eventuell die letzte von „Grey’s“ und das Ende dieser Ärzte-Ära werden könnte. Ich denke darum, die Produzenten sollten kurz bei Emergency Room vorbeischauen gehen, denn diese Seifenoper ist nun schon erfolgreich in der 13. Runde. Und dies eben, oder vor allem wegen, der kleinen Dosis Herzschmerz.



Montag, 21. Januar 2008

Tierversuche an mir - oder: Koffein und ich



Was bringt uns heute die Kaffeetasse? Ausser Zahnverfärbung und Mundgeruch wohl nichts. Dies stimmt jedenfalls für mich. Und trotzdem trinke ich eine Unmenge dieser braunen Brühe. Heute habe ich mich gefragt, ob mich das Koffein noch aufputscht oder ob der Gedanke daran die Fitness ausmacht. Quasi ein Placeboeffekt.

Als ich vor kurzer Zeit von Amerika (dem Land der medikamentösen Freiheit) in die Schweiz zurückkehrte, stand ich im Newark-Airport (gerade vor dem Boarden) vor einem Drugstore mit ein paar wertverlierenden Dollars in der Hand. Was tun mit dem restlichen Bargeld der vergangenen Wochen? Für mich, als Filmjunkie, gab es in diesem Moment keine andere Antwort als: Schlaf- und Koffeintabletten als Souvenir nach Hause mitnehmen. In lateinamerikanischen Soap Operas erscheinen diese „strong and free“-Medikamente in jeder zweiten Folge. Wenn die jungen Ärzte für ihre 72h Schicht wach bleiben wollen, so greifen sie zum Aufputschmittel. Bei Liebeskummer schluckt die zerstörte Dame ein Dormikum. Alles natürlich in Höchstdosierung und überall frei erhältlich. (Und wenn diese Medis immer noch zu schwach sind, so fährt der Amerikaner mit seinem Offroader über die mexikanische Grenze und besorgt sich die mortale Dosis. Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.)

Nun gut. So hatte ich zuhause diese beiden Produkte rumliegen, mit der Idee, sie aus reiner Neugierde irgendwann auszuprobieren. Tatsächlich habe ich dies nun auch getan: Die Schlaftablette kam in einer Grippewelle zum Zug. Einwurf der Pille um ca. 20.32 Uhr, (Zeit des Schlafeintrittes: Unbekannt, jedoch unter 10min.), Erste bekannte Hirnaktivität ca.10 Uhr morgens. Irgendwie bedenklich.

Die Koffeintablette, welche meine Konzentration fördern sollte, habe ich heute morgen als Kaffeeersatz eingeworfen. Nur so eine; nur so zum Spass. (Dafür aber kein Kaffe, kein Redbull, kein Schwarztee oder Cola, kein Guarana oder Matee. Nur eine klitzekleine Tablette, mit dem gebündelten Koffein von vier Tassen Filterkaffee.) Seither bin ich wie auf Strom. Fit wie ein ganz neuer „made in China“ Turnschuh. (Wobei ich eigentlich überhaupt kein Morgenmuffel bin).

Ich denke nicht, dass solche „Drugs“ auf die Länge gesund sein können. Zum Glück gehe ich in der nächsten Zeit nicht mehr an den Newark-Airport, so komme ich nicht mehr in Versuchung, mein Restgeld in irgendwelche Medikamente zu investieren. Ah ja: Ob mich das Koffein noch aufputscht? Ich weiss jetzt: In der entsprechenden Menge schon...


Mittwoch, 16. Januar 2008

Auge um Auge - Kunst am Mittag



Das Auge wacht,

Der Mund, der lacht,

Kunst ist vollbracht.

Dienstag, 15. Januar 2008

Von Blutkörperchen und Abendroben




Der stickig-nasse Pendlerstrom schiebt mich pulsartig vorwärts. Ich befinde mich in der Masse, wie ein Blutkörperchen in der Arterie einer ablebenden Person. Nur die eine oder andere Richtung kann ich mit starkem Seitendruck bestimmen. Die verärgerten, anders orientierten Erythrocyten fluchen meist kurz auf, doch denke ich, dass sie sicher bald vom herrschenden, leichten Regen abgekühlt werden... Mit jedem Atemzug meines Blutträgers gleite ich Meter um Meter, ruckartig aber behaglich, auf den roten Bus zu. Übersät mit kleinen Wassertropfen glitzert das Gefährt im fahlen Licht der Strassenbeleuchtung wie eine Abendrobe aus dem Revolverblatt. Der Bus surrt katzenartig und erscheint wie eine Erlösung aus dem Dunkeln. Die Türen gehen auf, ein Rinnsaal einer anderen Blutgruppe mischt sich unter meine und ich denke, beim Anstarren der Grimassen, dass Mischblut so nicht gut sein kann: Irgendjemand steht immer vor einer Türe, irgendjemand drängt sich immer in die auftreffende Front. Die Grimassen werden zu bellenden Bluthunden, die soeben Elixier gerochen haben.

Ich ziehe den körnigen Duft vom nassen Asphalt in die innersten Windungen meiner Nase, winkle das rechte Bein an und trete in die heiligen Hallen meiner Abendrobe. Blutarmut herrscht: Der Bus ist halb leer. An anderen Tagen manchmal halb voll. Ich muss endlich Blut spenden gehen.



Blutarmut herrscht in der Schweiz! Besonders die seltene Blutgruppe AB (5%) ist rar!

Spende Blut, rette Leben.


Montag, 14. Januar 2008

Das liebe Fleisch - #2



Jeder Besuch im Einkaufszentrum erscheint mir wie eine kleine Reise ins Schlaraffenland (von mhd. sluraff = Faulenzer; „Das Land der faulen Affen“). Ich im Land der Völlerei, nur ohne Mund. Doch anstatt Fressalien in den Einkaufswagen packen zu können, muss alles durch diesen vegetarischen Filter geschoben werden. Wie ein Metalldetektor an einem Flughafen, nur dass er nicht bei Metall, sondern eben bei Fleisch piepst.

Filmriss? Kurz zur Erinnerung: Weil ich in einem Anflug von Überheblichkeit meine Freundin als Säuferin betitelt habe und sie mich danach einen Fleischfresser geschimpft hatte (was für sie als Vegetarierin ihr gutes Recht war), haben wir einen Abstinenz-Pakt geschlossen. Einen Monat kein Fleisch essen (ich) und kein Alkohol trinken (sie). Den ganzen Januar lang.

Mein Bruder hat, als Akt der Bosheit, die Post-Weihnachtlichen Fleischaktionen genutzt und ein Fondue Chinoise veranstaltet. Dafür sind ihm nun schon zwei kleine Hörnchen seitlich der Stirn gewachsen und seit kurzem begleitet ihn ein penetranter Schwefelgeruch.

Dieser Abend war schon deftig. Ich habe mich zwar dafür entschlossen den Kampf aufzunehmen und wollte mich den Ängsten stellen, doch war dies harter als gedacht. (Eine Möglichkeit wäre das Meiden dieses Abendessens gewesen, doch erschiens mir nicht als geeignete Lösung. Mein Bruder sollte seine Freude haben...) So besorgte ich mir eine Packung „M-Budget Tofuplätzli“ und kaute, während alle anderen das Fleisch in die Bouillon tünkelten, auf diesen herum. Nun weiss ich, wie sich ein Diabetiker in einer Confiserie fühlen muss. (Du möchtest, aber kannst nicht.)

Unterdessen habe ich mich etwas mit meiner Situation abfinden können. Anstatt Ravioli mit Fleischfüllung esse ich Ravioli mit Ricottafüllung. Das Pouletcurry wird zu Curryreis mit Früchten, vom Ragout mit Teigwaren esse ich nur noch die Teigwaren. Dafür aber doppelt so viele.

Ist das alles nur Einstellungssache? Werde ich am Ende dieses Selbstversuches vielleicht Vegetarier bleiben? Im Moment, in der Halbzeit, erscheint mir ein solcher Gedanke schon noch recht weit weg zu sein. Doch wie schon Samwise Gamgee ganz am Anfang der drei Büchern (bzw. sechs Büchern, je nach Fassung) von Lord of the Rings zu seinem Freund Frodo Baggins gesagt hatte: „It’s a long way to go“. Und das Unmögliche wurde möglich...


Mittwoch, 9. Januar 2008

"Keinohrhasen" und ich


Nun hat der Mensch von Grund auf seine Vorurteile. Mac oder PC? Cola oder Pepsi? Diskussionen über diese Themen, meist voreingenommen betrachtet, laufen selten auf einen Schlusspunkt hinaus. So auch die Frage: Kann ein Regisseur am Drehbuch mitschreiben, die Filmmusik aussuchen und, Achtung jetzt kommt’s, auch noch die Hauptrolle übernehmen? Ist ein Kinofilm danach nicht zum Scheitern verurteilt?

Natürlich können wir uns hier auch an Fakten klammern: Marlon Brando biss sich die Zähne an „Der Besessene“ ("One-Eyed Jack") aus, Woody Allen eckte nicht nur einmal beim Publikum an (z.B.: „The Sleeper“, „Take the Money and Run“) und Klaus Kinski zerbrach an „Kinski Paganini“.
(By the way: Zach Braff hat in „The Garden State“ hervorragende Arbeit geleistet. Es geht also auch anders...)

Dass Til Schweiger beim zweiten Versuch scheitern könnte, wenn er Regie, Hauptrolle und Drehbuch an seinen Zügeln hält, hätte ich eigentlich nicht gedacht. Beim Kinofilm „Barfuss“ führte der anscheinend vorhandene Kontrollzwang zum gewünschten Ziel und der Erfolg gab Schweiger recht. Nach einem Debüt folgt oft ein grosser Fall, One-Day-Wonders werden vom Weizen getrennt, übrig bleibt das Talent. Til Schweiger ist übrig geblieben.

Der Streifen „Keinohrhasen“ ist schnell erzählt, bietet aber trotzdem reichlich Platz für gut gesetzte Gags und deutsch-amerikanische Emotionen:
Ludo, ein Boulevardreporter, hängt auf übelste Art und Weise der Prominenz von Berlin an der Gurgel. Seine soziale Umgebung besteht aus der deutschen Highsociety (Ludo wird jedoch von dieser gehasst) und vielen One-Night-Stands (Ludo wird „danach“ auch von diesen verachtet; verletzten Gefühlen wegen).

Nach einer Straftat-Ludo bricht beim Heiratsantrag von Vladimir Klitschko und Yvonne Catterfeld durch das Glasdach eines Luxushotels ein-wird er zu 300 Stunden Sozialarbeit in einem Kinderhort verdonnert. Die Leiterin dieser Institution, Anna Gotzlowski, ist eine alte Jugendfreundin, welche von Klein-Ludo immer verspottet wurde. Die negativen Spannungen sind durch diese Gegebenheit schon vorprogrammiert, trotzdem empfinden die Beiden plötzlich mehr füreinander und finden so zueinander. Der Casanova Ludo realisiert aber den Ernst der Lage nicht richtig und lässt sich erneut in eine Kurz-Bekanntschaft (mit einer Unbekannten) ein. Annas Welt scheint kurzfristig unterzugehen...

Wie schon bei „Barfuss“ sind viele Szenen in satten Erdfarben gedreht; die Kinder der Tagesstätte könnten in Kombination mit Ludo und Anna aus der Herbstkollektion eines Modekatalogs stammen. Sehr abgestimmte und schöne Bilder. Der Originalton ist leider manchmal etwas schlecht verständlich, Gründe dafür sind viele verschiedene Dialekte und laute Nebengeräusche. Der Soundtrack überzeugt mit einer Vielfalt von englischen und deutschen Songs, von ruhig bis R&B. Höhepunkt ist der aktuelle Hit von Timbaland „Apologize“.

Mit feinem Witz erzählt Til Schweiger eine Geschichte, die man ihm eigentlich nicht zutrauen würde. Schweiger, das oberflächlich wirkende, braungebrannte Unterwäschemodel, taucht zum zweiten Mal in eine Tiefgründigkeit der Liebe ein, die in unserer animationsgesättigten Gesellschaft auch ohne Schnickschnack auszukommen vermag. Das grosse Staraufgebot (Jürgen Vogel, Rick Kavanian, Christian Tramitz) bringt zusätzlich eine gelungene Unterhaltung in diese romantische Komödie. Fazit: Ideal zum Verschlingen.


Ah ja! Good to now: Alle vier Kinder von Til Schweiger, Valentin Florian, Luna Marie, Lilli Camille und Emma Tiger, spielen in „Keinohrhasen“ mit.



Montag, 7. Januar 2008

"Enchanted" und ich


Alles beginnt friedvoll mit fröhlichem Vogelgezwitscher. Nach guter, alter Disney-Manier ist der Zuschauer der weihnachtlichen Liebeskomödie „Enchanted / Verwünscht“ sofort im bunten Geschehen des Zeichentrickland Andalasien gelandet. Diese Märchenwelt wird unterdrückt und gleichzeitig regiert von der bösen Königin (oder Hexe? Eigentlich beides...) Narissa (Susan Sarandon). Die Zauberin leidet an extrem ausgeprägtem Verfolgungswahn und einem kleinen Selbstbewusstsein. Resultat aus diesen Störungen ist der Glaube daran, dass sich die wunderschöne Giselle (Amy Adams) den Königsthron unter die purpurgestrichenen Fingernägel reissen will. Doch sie irrt! Giselle, eine Art Dr. Doolittle aus der Fabelwelt (sie kann die Waldbewohner zum Nähen von Abendroben missbrauchen), will nicht den Thron von Narissa, sondern nur ihren Sohn, den Prinzen Edward. Dies ist aber wohl nicht minder schlimm und läuft am Schluss auch zum Besitz der Kronjuwelen hinaus.

Die böse Hexe weiss eines Tages nicht was sie will, weil sie ihre Psychopharmaka nicht pünktlich genommen hatte und verbannt alle tragenden Figuren plus ein animiertes Backenhörnchen nach New York auf den Time Square. Wie kommt eine Fantasiefigur in der realen Welt zurecht? Eine Frage, wie sie noch nie gestellt und ebenso beantwortet wurde. Die Spannung existiert so fest, wie es die Zahnwurzel eines Kukident-Gebisses tut.

Zu allem Übel, als hätte der Zuschauer noch nicht genug Probleme, taucht noch ein realer, (un)-glücklich (zuerst noch-, dann nicht mehr verliebter) Scheidungsanwalt im Film auf. Giselle verliebt sich in den Burschen (Grey’s Antaomy Star Patrick Dempsey). Die Quintessenz ist natürlich, dass nur der Jurist die vergiftete (roter Apfel – wie originell!) Giselle mit dem „wahre-Liebe-Kuss“ aufwecken kann. Der Prinz bleibt da auf der Strecke. Die Hexe wird wütend, macht einen auf Gorilla-Gozilla-Klon und verschwindet auf dem Empire State Building. Die Geschichte endet mit einem voraussehbaren Happy End: natürlich mit zwei Hochzeiten. Die Welt ist nicht nur schwarz und weiss, sondern auch noch kitschig purpurrot. Elton John würde vor Neid erblassen.

Die Fabelwelt, aufgebaut von Altregisseur Kevin Lima (The Lion King), ist ein Verschnitt verschiedener Disney-Klassiker, die zu einem grossen und unbekömmlichen Kuchen zusammengepappt wurden. Etwa so, wie es im Horror-Genre mit Scary Movie üblich war. Von Dornröschen über Bambi bis zu den sieben Zwergen wird alles, nicht mal lustig sondern nur kitschig, dargestellt. Die Hälfte des Textes wird in billigen Reimen und abgekauter Musik im Mary-Poppins-Style geträllert und Choreografien halbherzig mit Zweitklasseballerinas und Lowbudgettänzer inszeniert. Die Ausrede, ich sei ein Mann, dem dies einfach nicht gefallen könne, zählt nicht. Meiner Freundin passte dieser Film nun wirklich auch nicht.

Donnerstag, 3. Januar 2008

Meine Selbstkasteiung und ich





Noch fünf Minuten bis Mitternacht. Ich sage zu Sue, meiner Freundin: "Ich denke... Nein, ich meine, dass du zu häufig -zu regelmässig- Alkohol trinkst. Vielleicht hast du einfach auch nur den Wein zum Fondue zu gerne. Oder den Grappa danach. Egal." (Das ich eigentlich auch immer mittrinke, wenn sie trinkt, verschweige ich galant.) Nach einem kurzen Blick auf die Uhr, es ist vier vor zwölf, entgegnet mir Sue: "Und ich glaube... Nein! Ich weiss es: Du isst zu viel Fleisch!" Und diese Worte aus dem Mund einer Vegetarierin. Essig in meine Wunden. Zugegeben steckt vielleicht in ihren Gedanken ein kleines Körnchen Wahrheit. Zumal ich mich über die Festtage immer sehr ausgiebig am traditionellen Fondue Chinoise bediene.
So haben wir zwei Minuten vor Neujahr einen kleinen Pakt geschlossen, der einen Verzicht auf die Völlerei und Sauferei besiegelte. Einen ganzen Monat lang - der Januar soll die Leiden bringen!

Wie in den guten alten Märchen, darf auch in unserer Geschichte kein "Geben und Nehmen" fehlen. Die Guten müssen belohnt und die Schlechten bestraft werden. Stinkende Alchimisten in den Kerker zu den Ratten, rettende Prinzen in das Königshaus zu den Prinzessinnen. So einfach ist das.
Unsere Messerstiche bei Regelverletzung sind: Wenn ich meinen fleischlichen Essgelüsten nachgehe = 100 Franken Spende an die Tierschutzorganisation PETA. Wenn Sue ein alkoholhaltiges Wässerchen trinkt = 100 Franken Spende an das Blaue Kreuz.

Nun heisst es ausharren - und schon am zweiten Tag besuchte ich den gelben Riesen als temporärer Vegetarier und bestellte einen Fisch-Mac. Oder wie heisst dieses schlappe Brötchen schon wieder? Ah ja: "Filet-o-Fish". Ich glaub, ich gewöhn mich wohl nie daran...
In der Kantine nahm ich nun das Vegi-Menü, ass im Tibits ein überteuertes Toffu-Tomaten-Sandwich und genoss das dürftige(!), fleischlose Angebot an Fertigprodukten vom Coop Burgdorf.
Ich denke, wenn die Nahrungsbeschaffung weiterhin so mühsam verläuft, wird es bald eine Titeländerung in der Weltliteratur von "die Leiden des jungen Werthers" in "die Leiden des jungen temp. Vegis" geben müssen.

E Guete!