Mittwoch, 30. Januar 2008

Struwwelpeter




Wenn ich für meine Firma in einem anderen Land arbeite, dann packt mich die Lust der haarigen Veränderung.

Vorab: Ich mag meine, von Gott gegebenen Haare nicht. Ich kann die Konsistenz, die Form, die Farbe und die Länge nicht leiden. Und das meistens alles auf einmal. In dieser Beziehung könnte man mich als den „Hans im Schnäggeloch“ bezeichnen. Sind die Haare zu lang, will ich sie kurz, sind sie dann kurz, möchte ich sie wieder lang. Sind die Haare blond, möchte ich sie braun, sind sie braun, möchte ich sie schwarz und so weiter und so fort. Irgendwie scheisse, nicht?

Dazu kommt, dass ich den Gang zum Friseur sehr mag. Das Getratsche und das Herumfummeln in meinen Haaren finde ich toll. Im Ausland macht ein Coiffurebesuch noch viel mehr Spass, weil die Preise der Schneidekunst fast um die Hälfte tiefer sind.

So geschehen gestern abend (um wieder zum ersten Teil zurückzukehren). Aus blanker Langeweile (und weil mein Hotelzimmer so unspektakulär ist), suchte ich einen trendigen Haarmeister auf. Drei, mitte-dreissig-kleide-mich-aber-wie-zwanzig Klatschhühner dirigierten diesen Salon und freuten sich über den Besuch eines Schweizers. Dann ging das Übel los: Beraten und überzeugen lassen, Waschen, Schneiden (wo’s eigentlich nichts zu Schneiden gab), Farbe einschmieren, Farbe wirken lassen, Klatschen und Tratschen, Farbe auswaschen, Fönen, Geelen und in den Spiegel schauen und Tränen in den Augen spüren. Gut, dafür wurde mein langweiliger Abend um zwei Stunden amüsant verkürzt. Doch eins steht fest:

Heute werde ich wieder dort sein und lasse mir die Haare zurückfärben...


Freitag, 25. Januar 2008

Kunst am Mittag Nr.2

Mund um Mund, die Welt ist rund.

Ich tue das kund mit meinem Mund.

Drum ist die Welt so kugelrund.




Mittwoch, 23. Januar 2008

Ich bin ein Arzt, holt mich hier raus!




Nach meinem "Grey's"-Blog bekam ich einen Anruf von den Universal Studios:
Sie wollen mich als neuen McDreamy.


Yes!

Keine Angst, ich bin Arzt!



Vom Quadriceps femoris über den Musculus soleus waren gestern Abend alle Fasern meines Körpers angespannt. Ein Herzinfarkt hätte das Serienfinale der dritten Staffel von "Grey’s Anatomy" zu einer gemütlichen Kaffeefahrt gemacht. Doch es musste alles anders kommen: (Grey-Geeks sollten jetzt besser nicht weiterlesen!)

Zuerst muss ich (ein kleiner, selbsternannter Serienexperte) ein auftretendes Phänomen beschreiben:

Handlungsverlauf einer amerikanischen Soap Opera ab der zweiten Staffel

Das Verfahren, bis eine Serie in den Staaten ausgestrahlt wird, ist lang. Nachdem ein Pilotfilm vor einem Testpublikum und in der Prime Time bestanden hat, wird eine erste Staffel produziert. Meistens mit anderen (oder aufwändigeren) Kulissen und vielen inhaltlichen Änderungen. So wurde aus der eher ernsten Ärzteserie (wie es der Vorläufer war) „Grey’s Anatomy“ eine gefühlsintensive Story mit dem Schwerpunkt „Zwischenmenschliche Beziehungen der Ärzte/innen und ihren Assistenten/innen“. Die Grundidee der Off-Erzählerin (analog „Sex and the City“) und den medizinisch komplizierten Fällen kam als Pilotfilm zwar an, das Publikum forderte aber mehr Gefühl. Die Produzenten reagierten postwendend auf dieses Verlangen und kreierten so eine der zur Zeit erfolgreichsten Sendungen Amerikas. Aber eben: Zur Zeit!

Wie schon bei „O.C., California“, „One Tree Hill“ oder „Dawson’s Creek“, Serien bei denen die Geschichte extrem von den Hauptfiguren abhängig ist (und dadurch der erwünschte Identifikationsfaktor sehr hoch steht), sind auch bei „Grey’s“ die Leiden der bestehenden Protagonisten nach der zweiten Staffel ausgeschöpft. Die Drehbuchautoren (so hoffe ich, dass der Streik ihre Fantasie aufgefrischt hat) sind so ab der dritten Staffel gezwungen die einfallslosen Storys von Schwangerschaften und ihren Abbrüchen, Halbschwestern und ihren Geldsorgen, verstorbenen Eltern und ihren Alkoholproblemen und schlimme Vergangenheiten wieder aufleben zulassen. Resultat ist eine unglaubwürdige Geschichte à la „Lüthi und Blanc“.

Die Soap Opera droht zu scheitern, die Einschaltquoten sinken in die Tiefe und ein Absetzen ersterer wird in Erwägung gezogen. Ein schneller und schlechter Schluss der Serie betrübt dann die richtig harten Fans. Ist dies also der Lohn für das stundenlange mitzittern vor der Mattscheibe? Ich hoffe nicht.

Die Frage, ob „Grey’s Anatomy“ in einer anderen Konstellation (d.h. wie ursprünglich geplant: anstatt 20% Medizin und 80% Gefühle eine Mischung von 49% Medizin und 51% Gefühle) je so erfolgreich geworden wäre, liegt auf der Zunge. Ich denke nicht. Aber! Eine längere Lebensdauer und weniger schnelle Erschöpfung der Geschichte wäre aus meiner Sicht garantiert gewesen.

So kommt es, dass am Schluss der dritten Staffel von „Grey’s Anatomy“ die Hauptperson Meredith Grey ihren Oberarzt Derek „McDreamy“ verlässt (eine Liebe, die seit Anfang an als unsterblich gegolten hat), Dr. Burke verabschiedet sich von Christina Yang an ihrer Hochzeit, George O’Malley ist durch die alles entscheidende Zwischenprüfung gefallen (schwängert unterdessen seine Ehefrau und lässt sich von Dr. Izzie Stevens die Liebe versprechen) und Alex Karev hört nicht auf sein Herz und lässt die „Patientin ohne Herkunft“ Ava wegziehen. Dr. Montgomery verlässt das Krankenhaus und hat ab dem Sommer ihre eigene Serie „Private Practice“. Die Zukunft der Assistenzärzte ist nun offen - wenn auch sehr unglaubwürdig. Nichtsdestotrotz lässt das Ende den Süchtigen aber auf die Droge „Staffel 4“ warten, welche aus meiner Sicht eventuell die letzte von „Grey’s“ und das Ende dieser Ärzte-Ära werden könnte. Ich denke darum, die Produzenten sollten kurz bei Emergency Room vorbeischauen gehen, denn diese Seifenoper ist nun schon erfolgreich in der 13. Runde. Und dies eben, oder vor allem wegen, der kleinen Dosis Herzschmerz.



Montag, 21. Januar 2008

Tierversuche an mir - oder: Koffein und ich



Was bringt uns heute die Kaffeetasse? Ausser Zahnverfärbung und Mundgeruch wohl nichts. Dies stimmt jedenfalls für mich. Und trotzdem trinke ich eine Unmenge dieser braunen Brühe. Heute habe ich mich gefragt, ob mich das Koffein noch aufputscht oder ob der Gedanke daran die Fitness ausmacht. Quasi ein Placeboeffekt.

Als ich vor kurzer Zeit von Amerika (dem Land der medikamentösen Freiheit) in die Schweiz zurückkehrte, stand ich im Newark-Airport (gerade vor dem Boarden) vor einem Drugstore mit ein paar wertverlierenden Dollars in der Hand. Was tun mit dem restlichen Bargeld der vergangenen Wochen? Für mich, als Filmjunkie, gab es in diesem Moment keine andere Antwort als: Schlaf- und Koffeintabletten als Souvenir nach Hause mitnehmen. In lateinamerikanischen Soap Operas erscheinen diese „strong and free“-Medikamente in jeder zweiten Folge. Wenn die jungen Ärzte für ihre 72h Schicht wach bleiben wollen, so greifen sie zum Aufputschmittel. Bei Liebeskummer schluckt die zerstörte Dame ein Dormikum. Alles natürlich in Höchstdosierung und überall frei erhältlich. (Und wenn diese Medis immer noch zu schwach sind, so fährt der Amerikaner mit seinem Offroader über die mexikanische Grenze und besorgt sich die mortale Dosis. Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.)

Nun gut. So hatte ich zuhause diese beiden Produkte rumliegen, mit der Idee, sie aus reiner Neugierde irgendwann auszuprobieren. Tatsächlich habe ich dies nun auch getan: Die Schlaftablette kam in einer Grippewelle zum Zug. Einwurf der Pille um ca. 20.32 Uhr, (Zeit des Schlafeintrittes: Unbekannt, jedoch unter 10min.), Erste bekannte Hirnaktivität ca.10 Uhr morgens. Irgendwie bedenklich.

Die Koffeintablette, welche meine Konzentration fördern sollte, habe ich heute morgen als Kaffeeersatz eingeworfen. Nur so eine; nur so zum Spass. (Dafür aber kein Kaffe, kein Redbull, kein Schwarztee oder Cola, kein Guarana oder Matee. Nur eine klitzekleine Tablette, mit dem gebündelten Koffein von vier Tassen Filterkaffee.) Seither bin ich wie auf Strom. Fit wie ein ganz neuer „made in China“ Turnschuh. (Wobei ich eigentlich überhaupt kein Morgenmuffel bin).

Ich denke nicht, dass solche „Drugs“ auf die Länge gesund sein können. Zum Glück gehe ich in der nächsten Zeit nicht mehr an den Newark-Airport, so komme ich nicht mehr in Versuchung, mein Restgeld in irgendwelche Medikamente zu investieren. Ah ja: Ob mich das Koffein noch aufputscht? Ich weiss jetzt: In der entsprechenden Menge schon...


Mittwoch, 16. Januar 2008

Auge um Auge - Kunst am Mittag



Das Auge wacht,

Der Mund, der lacht,

Kunst ist vollbracht.

Dienstag, 15. Januar 2008

Von Blutkörperchen und Abendroben




Der stickig-nasse Pendlerstrom schiebt mich pulsartig vorwärts. Ich befinde mich in der Masse, wie ein Blutkörperchen in der Arterie einer ablebenden Person. Nur die eine oder andere Richtung kann ich mit starkem Seitendruck bestimmen. Die verärgerten, anders orientierten Erythrocyten fluchen meist kurz auf, doch denke ich, dass sie sicher bald vom herrschenden, leichten Regen abgekühlt werden... Mit jedem Atemzug meines Blutträgers gleite ich Meter um Meter, ruckartig aber behaglich, auf den roten Bus zu. Übersät mit kleinen Wassertropfen glitzert das Gefährt im fahlen Licht der Strassenbeleuchtung wie eine Abendrobe aus dem Revolverblatt. Der Bus surrt katzenartig und erscheint wie eine Erlösung aus dem Dunkeln. Die Türen gehen auf, ein Rinnsaal einer anderen Blutgruppe mischt sich unter meine und ich denke, beim Anstarren der Grimassen, dass Mischblut so nicht gut sein kann: Irgendjemand steht immer vor einer Türe, irgendjemand drängt sich immer in die auftreffende Front. Die Grimassen werden zu bellenden Bluthunden, die soeben Elixier gerochen haben.

Ich ziehe den körnigen Duft vom nassen Asphalt in die innersten Windungen meiner Nase, winkle das rechte Bein an und trete in die heiligen Hallen meiner Abendrobe. Blutarmut herrscht: Der Bus ist halb leer. An anderen Tagen manchmal halb voll. Ich muss endlich Blut spenden gehen.



Blutarmut herrscht in der Schweiz! Besonders die seltene Blutgruppe AB (5%) ist rar!

Spende Blut, rette Leben.


Montag, 14. Januar 2008

Das liebe Fleisch - #2



Jeder Besuch im Einkaufszentrum erscheint mir wie eine kleine Reise ins Schlaraffenland (von mhd. sluraff = Faulenzer; „Das Land der faulen Affen“). Ich im Land der Völlerei, nur ohne Mund. Doch anstatt Fressalien in den Einkaufswagen packen zu können, muss alles durch diesen vegetarischen Filter geschoben werden. Wie ein Metalldetektor an einem Flughafen, nur dass er nicht bei Metall, sondern eben bei Fleisch piepst.

Filmriss? Kurz zur Erinnerung: Weil ich in einem Anflug von Überheblichkeit meine Freundin als Säuferin betitelt habe und sie mich danach einen Fleischfresser geschimpft hatte (was für sie als Vegetarierin ihr gutes Recht war), haben wir einen Abstinenz-Pakt geschlossen. Einen Monat kein Fleisch essen (ich) und kein Alkohol trinken (sie). Den ganzen Januar lang.

Mein Bruder hat, als Akt der Bosheit, die Post-Weihnachtlichen Fleischaktionen genutzt und ein Fondue Chinoise veranstaltet. Dafür sind ihm nun schon zwei kleine Hörnchen seitlich der Stirn gewachsen und seit kurzem begleitet ihn ein penetranter Schwefelgeruch.

Dieser Abend war schon deftig. Ich habe mich zwar dafür entschlossen den Kampf aufzunehmen und wollte mich den Ängsten stellen, doch war dies harter als gedacht. (Eine Möglichkeit wäre das Meiden dieses Abendessens gewesen, doch erschiens mir nicht als geeignete Lösung. Mein Bruder sollte seine Freude haben...) So besorgte ich mir eine Packung „M-Budget Tofuplätzli“ und kaute, während alle anderen das Fleisch in die Bouillon tünkelten, auf diesen herum. Nun weiss ich, wie sich ein Diabetiker in einer Confiserie fühlen muss. (Du möchtest, aber kannst nicht.)

Unterdessen habe ich mich etwas mit meiner Situation abfinden können. Anstatt Ravioli mit Fleischfüllung esse ich Ravioli mit Ricottafüllung. Das Pouletcurry wird zu Curryreis mit Früchten, vom Ragout mit Teigwaren esse ich nur noch die Teigwaren. Dafür aber doppelt so viele.

Ist das alles nur Einstellungssache? Werde ich am Ende dieses Selbstversuches vielleicht Vegetarier bleiben? Im Moment, in der Halbzeit, erscheint mir ein solcher Gedanke schon noch recht weit weg zu sein. Doch wie schon Samwise Gamgee ganz am Anfang der drei Büchern (bzw. sechs Büchern, je nach Fassung) von Lord of the Rings zu seinem Freund Frodo Baggins gesagt hatte: „It’s a long way to go“. Und das Unmögliche wurde möglich...


Mittwoch, 9. Januar 2008

"Keinohrhasen" und ich


Nun hat der Mensch von Grund auf seine Vorurteile. Mac oder PC? Cola oder Pepsi? Diskussionen über diese Themen, meist voreingenommen betrachtet, laufen selten auf einen Schlusspunkt hinaus. So auch die Frage: Kann ein Regisseur am Drehbuch mitschreiben, die Filmmusik aussuchen und, Achtung jetzt kommt’s, auch noch die Hauptrolle übernehmen? Ist ein Kinofilm danach nicht zum Scheitern verurteilt?

Natürlich können wir uns hier auch an Fakten klammern: Marlon Brando biss sich die Zähne an „Der Besessene“ ("One-Eyed Jack") aus, Woody Allen eckte nicht nur einmal beim Publikum an (z.B.: „The Sleeper“, „Take the Money and Run“) und Klaus Kinski zerbrach an „Kinski Paganini“.
(By the way: Zach Braff hat in „The Garden State“ hervorragende Arbeit geleistet. Es geht also auch anders...)

Dass Til Schweiger beim zweiten Versuch scheitern könnte, wenn er Regie, Hauptrolle und Drehbuch an seinen Zügeln hält, hätte ich eigentlich nicht gedacht. Beim Kinofilm „Barfuss“ führte der anscheinend vorhandene Kontrollzwang zum gewünschten Ziel und der Erfolg gab Schweiger recht. Nach einem Debüt folgt oft ein grosser Fall, One-Day-Wonders werden vom Weizen getrennt, übrig bleibt das Talent. Til Schweiger ist übrig geblieben.

Der Streifen „Keinohrhasen“ ist schnell erzählt, bietet aber trotzdem reichlich Platz für gut gesetzte Gags und deutsch-amerikanische Emotionen:
Ludo, ein Boulevardreporter, hängt auf übelste Art und Weise der Prominenz von Berlin an der Gurgel. Seine soziale Umgebung besteht aus der deutschen Highsociety (Ludo wird jedoch von dieser gehasst) und vielen One-Night-Stands (Ludo wird „danach“ auch von diesen verachtet; verletzten Gefühlen wegen).

Nach einer Straftat-Ludo bricht beim Heiratsantrag von Vladimir Klitschko und Yvonne Catterfeld durch das Glasdach eines Luxushotels ein-wird er zu 300 Stunden Sozialarbeit in einem Kinderhort verdonnert. Die Leiterin dieser Institution, Anna Gotzlowski, ist eine alte Jugendfreundin, welche von Klein-Ludo immer verspottet wurde. Die negativen Spannungen sind durch diese Gegebenheit schon vorprogrammiert, trotzdem empfinden die Beiden plötzlich mehr füreinander und finden so zueinander. Der Casanova Ludo realisiert aber den Ernst der Lage nicht richtig und lässt sich erneut in eine Kurz-Bekanntschaft (mit einer Unbekannten) ein. Annas Welt scheint kurzfristig unterzugehen...

Wie schon bei „Barfuss“ sind viele Szenen in satten Erdfarben gedreht; die Kinder der Tagesstätte könnten in Kombination mit Ludo und Anna aus der Herbstkollektion eines Modekatalogs stammen. Sehr abgestimmte und schöne Bilder. Der Originalton ist leider manchmal etwas schlecht verständlich, Gründe dafür sind viele verschiedene Dialekte und laute Nebengeräusche. Der Soundtrack überzeugt mit einer Vielfalt von englischen und deutschen Songs, von ruhig bis R&B. Höhepunkt ist der aktuelle Hit von Timbaland „Apologize“.

Mit feinem Witz erzählt Til Schweiger eine Geschichte, die man ihm eigentlich nicht zutrauen würde. Schweiger, das oberflächlich wirkende, braungebrannte Unterwäschemodel, taucht zum zweiten Mal in eine Tiefgründigkeit der Liebe ein, die in unserer animationsgesättigten Gesellschaft auch ohne Schnickschnack auszukommen vermag. Das grosse Staraufgebot (Jürgen Vogel, Rick Kavanian, Christian Tramitz) bringt zusätzlich eine gelungene Unterhaltung in diese romantische Komödie. Fazit: Ideal zum Verschlingen.


Ah ja! Good to now: Alle vier Kinder von Til Schweiger, Valentin Florian, Luna Marie, Lilli Camille und Emma Tiger, spielen in „Keinohrhasen“ mit.



Montag, 7. Januar 2008

"Enchanted" und ich


Alles beginnt friedvoll mit fröhlichem Vogelgezwitscher. Nach guter, alter Disney-Manier ist der Zuschauer der weihnachtlichen Liebeskomödie „Enchanted / Verwünscht“ sofort im bunten Geschehen des Zeichentrickland Andalasien gelandet. Diese Märchenwelt wird unterdrückt und gleichzeitig regiert von der bösen Königin (oder Hexe? Eigentlich beides...) Narissa (Susan Sarandon). Die Zauberin leidet an extrem ausgeprägtem Verfolgungswahn und einem kleinen Selbstbewusstsein. Resultat aus diesen Störungen ist der Glaube daran, dass sich die wunderschöne Giselle (Amy Adams) den Königsthron unter die purpurgestrichenen Fingernägel reissen will. Doch sie irrt! Giselle, eine Art Dr. Doolittle aus der Fabelwelt (sie kann die Waldbewohner zum Nähen von Abendroben missbrauchen), will nicht den Thron von Narissa, sondern nur ihren Sohn, den Prinzen Edward. Dies ist aber wohl nicht minder schlimm und läuft am Schluss auch zum Besitz der Kronjuwelen hinaus.

Die böse Hexe weiss eines Tages nicht was sie will, weil sie ihre Psychopharmaka nicht pünktlich genommen hatte und verbannt alle tragenden Figuren plus ein animiertes Backenhörnchen nach New York auf den Time Square. Wie kommt eine Fantasiefigur in der realen Welt zurecht? Eine Frage, wie sie noch nie gestellt und ebenso beantwortet wurde. Die Spannung existiert so fest, wie es die Zahnwurzel eines Kukident-Gebisses tut.

Zu allem Übel, als hätte der Zuschauer noch nicht genug Probleme, taucht noch ein realer, (un)-glücklich (zuerst noch-, dann nicht mehr verliebter) Scheidungsanwalt im Film auf. Giselle verliebt sich in den Burschen (Grey’s Antaomy Star Patrick Dempsey). Die Quintessenz ist natürlich, dass nur der Jurist die vergiftete (roter Apfel – wie originell!) Giselle mit dem „wahre-Liebe-Kuss“ aufwecken kann. Der Prinz bleibt da auf der Strecke. Die Hexe wird wütend, macht einen auf Gorilla-Gozilla-Klon und verschwindet auf dem Empire State Building. Die Geschichte endet mit einem voraussehbaren Happy End: natürlich mit zwei Hochzeiten. Die Welt ist nicht nur schwarz und weiss, sondern auch noch kitschig purpurrot. Elton John würde vor Neid erblassen.

Die Fabelwelt, aufgebaut von Altregisseur Kevin Lima (The Lion King), ist ein Verschnitt verschiedener Disney-Klassiker, die zu einem grossen und unbekömmlichen Kuchen zusammengepappt wurden. Etwa so, wie es im Horror-Genre mit Scary Movie üblich war. Von Dornröschen über Bambi bis zu den sieben Zwergen wird alles, nicht mal lustig sondern nur kitschig, dargestellt. Die Hälfte des Textes wird in billigen Reimen und abgekauter Musik im Mary-Poppins-Style geträllert und Choreografien halbherzig mit Zweitklasseballerinas und Lowbudgettänzer inszeniert. Die Ausrede, ich sei ein Mann, dem dies einfach nicht gefallen könne, zählt nicht. Meiner Freundin passte dieser Film nun wirklich auch nicht.

Donnerstag, 3. Januar 2008

Meine Selbstkasteiung und ich





Noch fünf Minuten bis Mitternacht. Ich sage zu Sue, meiner Freundin: "Ich denke... Nein, ich meine, dass du zu häufig -zu regelmässig- Alkohol trinkst. Vielleicht hast du einfach auch nur den Wein zum Fondue zu gerne. Oder den Grappa danach. Egal." (Das ich eigentlich auch immer mittrinke, wenn sie trinkt, verschweige ich galant.) Nach einem kurzen Blick auf die Uhr, es ist vier vor zwölf, entgegnet mir Sue: "Und ich glaube... Nein! Ich weiss es: Du isst zu viel Fleisch!" Und diese Worte aus dem Mund einer Vegetarierin. Essig in meine Wunden. Zugegeben steckt vielleicht in ihren Gedanken ein kleines Körnchen Wahrheit. Zumal ich mich über die Festtage immer sehr ausgiebig am traditionellen Fondue Chinoise bediene.
So haben wir zwei Minuten vor Neujahr einen kleinen Pakt geschlossen, der einen Verzicht auf die Völlerei und Sauferei besiegelte. Einen ganzen Monat lang - der Januar soll die Leiden bringen!

Wie in den guten alten Märchen, darf auch in unserer Geschichte kein "Geben und Nehmen" fehlen. Die Guten müssen belohnt und die Schlechten bestraft werden. Stinkende Alchimisten in den Kerker zu den Ratten, rettende Prinzen in das Königshaus zu den Prinzessinnen. So einfach ist das.
Unsere Messerstiche bei Regelverletzung sind: Wenn ich meinen fleischlichen Essgelüsten nachgehe = 100 Franken Spende an die Tierschutzorganisation PETA. Wenn Sue ein alkoholhaltiges Wässerchen trinkt = 100 Franken Spende an das Blaue Kreuz.

Nun heisst es ausharren - und schon am zweiten Tag besuchte ich den gelben Riesen als temporärer Vegetarier und bestellte einen Fisch-Mac. Oder wie heisst dieses schlappe Brötchen schon wieder? Ah ja: "Filet-o-Fish". Ich glaub, ich gewöhn mich wohl nie daran...
In der Kantine nahm ich nun das Vegi-Menü, ass im Tibits ein überteuertes Toffu-Tomaten-Sandwich und genoss das dürftige(!), fleischlose Angebot an Fertigprodukten vom Coop Burgdorf.
Ich denke, wenn die Nahrungsbeschaffung weiterhin so mühsam verläuft, wird es bald eine Titeländerung in der Weltliteratur von "die Leiden des jungen Werthers" in "die Leiden des jungen temp. Vegis" geben müssen.

E Guete!