Donnerstag, 20. Dezember 2007

Absender unbekannt...




Heute ist der Blick ins Unbekannte gerichtet. Frau Teissiers Konterfei prangt bald wieder auf dem Revolverblatt SI. Sicher so geschmacklos geschminkt und gekleidet wie eh und je, das Einzige was sich an ihr von Jahr zu Jahr verändert ist die Anzahl der Falten vom Dekolleté.

Die Gratiszeitungen sind vollgestopft mit Werbungen von Firmen mit Torschlusspanik, die Warenhäuser propenvoll mit Weihnachtssüssigkeiten, die in einer Woche schon um die Hälfte heruntergeschrieben sein werden.

Die Stadt platzt, wegen den Adventsverkaufslustigen, an den Sonntagen aus allen Nähten und die Sonntage bersten wegen den vielen Adventsverkäufen auseinander.

London, New York, Colmar, Paris und Mailand: Mekkas für Konsumgeschädigte.

Schon bald werde ich wieder einen Vorsatz fürs neue Jahr fassen. Und schon bald wieder verwerfen.

Mehr Sport oder weniger Essen fressen.

Freundlicher sein, höflicher sein, ehrlicher sein, charmanter sein

Besserer Mensch sein?

Sein oder Schein sein?

Konsum runterschrauben, Spenden raufschrauben: „Stützli ins Mützli, Räppli ins Chäppli“ befolgen, „Aktion Kleider 20%, Regulärpreis Elektronikschrott“ wegschmeissen.

Serie laufen lassen, Dokumentarfilm nicht verpassen. Nemo finden. Wale retten.

Für eine bessere Welt predigen und während der Predigt Wasser trinken und Wein schenken.

Antworten auf Fragen finden und Fragen für Antworten stellen. Schweigen können. Schweigen annehmen. Stille geniessen können. Ruhe finden.



Mittwoch, 12. Dezember 2007

Christoph und ich





Trauer um Christoph

Die Hitze brennt mir in der Lunge,
die Spannung steigt mir bis zur Zunge.
Wird heute Freud ins Land rückkehren?
Oder wird mir der Magen wieder drehen?
Werden all die sieben wieder sein?
Unser Land braucht neuen Sonnenschein!
Mit Christoph würd dieser schnell versiegen.
Doch denk! Die Widmer könnte siegen!
Ein kleiner Schlumpf kommt gross hinaus,
sogar nach Bern ins Bundeshaus.
Drum Eveline, überlege richtig!
Sonnst war die Spannung wirklich nichtig.
Blocher, wisse dies: Du warst sehr fies.
Jetzt geht’s halt auch dir mal richtig mies.



Dienstag, 11. Dezember 2007

Unruhe und ich - Italien V



Ein Streik, der keinen wirtschaftlichen Druck ausübt, ist kein Streik, sondern kollektives Betteln.
Jürgen Peters – Wirtschaftspionier


Diese Woche erlebe ich den dritten Streik der Italiener. Nach dem Bahnstreik, Autobahnstreik ist jetzt der Lastwagenstreik im Gange. Seit gestern blockieren die Camionisten alle Autobahnausfahrten rund um Bergamot. Unsere Hinreise hat deswegen zwei Stunden länger gedauert. Keine Materialanlieferung kommt mehr bis zu uns durch. Alles ist gesperrt.

Ein ewig Volk von Streikern... Oder eben doch Bettler?


Mittwoch, 5. Dezember 2007

Mein Gebrechen und ich - Italien IV



„Wird unsere Liebe für ewig halten?“

„Für immer.“

Luke schaut mit seinen stahlblauen Augen in Heidis himmelblaue. Sie hat ein makelloses Gesicht: Es scheint fast, als hätte sie Stunden bei einem Make-Up-Artist verbracht. und die rötlichen Haare wurden mit dezenten Natursträhnchen noch röter gemacht. (Gesamtkosten dieser Fassade wären in der Schweiz wohl über tausend Franken.) Ein luftig rotes Seidenkleid ziert ihren Körper, der von strengen Fitnesslektionen gezeichnet ist. Die Haare wehen mit dem Stöffchen in der sanften Meeresbrise um die Wette.

Luke ist ein Traumschwiegersohn, braunes Haar (mit blonden Méchées), ist höflich, beliebt, sportlich, intellektuell und alles funktioniert bei ihm immer auf Anhieb. Er sieht aber komischer weise älter aus, als es ein 16 jähriger Junge sollte. Heidi auch, aber das ist bei Mädchen noch schnell möglich.


„So lange der Mond seine Kreise dreht und die Sonne am kühlen Morgen in die Höhe steigt werde ich zu dir halten – was immer auch geschehen mag.“

„Ach, Luke...“, haucht Heidi vor sich hin.

Wie hypnotisiert schauen sich die beiden an. Heidi und Luke stehen barfuss im türkisfarbenen Meer, im Sternenhimmel, welcher im Hintergrund zu sehen ist, verglüht ungefähr zum sechzehnten Mal eine unglaublich grosse Sternschnuppe. Ein Synthesizer liefert die berührend langsame Musik mit eingespieltem Frauenchor. Langsam neigen sich die Gesichter zu einer Herzform, die Körper eng umschlungen. Und da ist sie, die erste Berührung beider Lippen. Der erste gemeinsame Kuss. Schnitt.

Nun können tausende von pubertierenden Mädchen und Jungs aufatmen. Die beiden Hauptprotagonisten der amerikanischen Soapopera „one tree hill“ haben nach 16 Folgen (passend zum Staffelfinale) doch noch zueinander gefunden. Eigentlich war das Ende dieser ersten „Season“ schon von Anfang an klar, nur mussten die beiden Teenagers einige Hürden nehmen, bevor sie einander verfallen konnten.

Inmitten dieser Serienfreaks, die jede Folge ihrer Scheinwelt sehen müssen, stecke ich. Ich bin einer dieser Anhänger der neuzeitlichen Kommerzkultur der Serienlandschaft. Einer dieser Pilgerer, der den Busseweg zum Exlibris immer wieder auf sich nimmt um eine neue Soapopera- DVD zu kaufen, sich danach im Zimmer einschliesst und dieses erst wieder verlassen wird wenn alle Folgen durchgeackert sind. So einer bin ich.

Zurzeit versüsst mir „one tree hill“ die langen Abende im leeren Hotelzimmer hier in Brescia. Nach dem Staffelfinale stellt sich für mich aber ein weiteres mal die Frage, warum ich mir das antue und warum Serien einen solchen Reiz auf mich ausüben. Ist es das Verdängen des „echten Lebens“? Suche ich in den Serien meinen Lebenssinn? Ich glaube nicht. In meinen Augen ist an meiner Seriensucht, wie es das Wort schon sagt, die Sucht schuld. Hat man einmal mit einer angefangen, kann man nicht mehr aufhören die Leiden der Darsteller mit zu verfolgen, bis ein gutes Ende der Serie eingetroffen ist. Und dies kommt meistens nur im Serienfinale vor, welches wegen Quotentiefs herbeigezogen wird. Und bis eine Soapopera abgesetzt wird, kann es Jahrzehnte dauern. (Zum Beispiel: „ER“ – Emergency Room läuft nun im zwölften Jahr.)


Zum Prinzip „Serie“

Zutaten: Eine Identifikationsfigur und ein Gegenpol; am besten einen richtig fiesen Bösewicht (das dramaturgische Element „Bellerophon gegen Chimera“)

Eine spezielle Umgebung und komplizierte Familienverhältnisse (Halbbruder, uneheliches Kind, Adoptivschwester plus eine Handvoll Scheidungen und Schwangerschaften)

Wichtig ist, dass jede Folge mit einem Auto- Verhütungs- Sport und/ oder Arbeitsunfall endet, ohne eine Auflösung der Situation abzuzeichnen. So bleibt die Spannung erhalten und die grosse Masse schaltet das nächste Mal wieder die Glotze ein. Ich auch, denn ich gehöre dazu.

Dienstag, 27. November 2007

Helios und ich - Italien III



Die Sonne brannte mir fast, durch die Optik meiner Flaschenböden, ein Brandmahl auf die Iris. Ja, Vater Helios mit seinem brennenden Wagen hat sich hier in Norditalien noch einmal zeigen wollen, bevor er das Land in die eisige Dunkelheit legen wird. Wohlige Sonnenstrahlen kitzelten mein Nackenhaar in der kalten Maschinenhalle. Diese Halle, welche im Moment eher eine grössere Baustelle, jedoch noch ohne Heizung, Isolation, Fenster und Wände ist. Eine mehr bessere Höhle. (Nur soll das Feuermachen und jagen verboten sein...)


In den letzten Morgen war das Aufstehen besonders schlimm, zumal im Hinterkopf das schwarze Post-It, alias die eisige Halle, prangte. Doch heute war sie nicht eisig, nur etwas frostig und später ganze 15 Grad warm. Eine richtige Wohltat für das Rheuma und den eingefangenen Hexenschuss.

Langsam aber sicher muss ich mir überlegen, ob ich doch auf eines dieser zwielichtigen Dorfbote- Inserate eingehen und an einer dort ausgeschriebenen Kaffeefahrt teilnehmen soll. So werden doch am Schluss den Reisenden gerüchtemässig Othopädischestrumpfhosen und eben diese sagenumwobenen Rheumadecken angedreht. Vielleicht würden mir diese Dinger etwas gegen die Frostgebrechen helfen. Beide: Decken und Strumpfhosen.


Fertig gejammert, nun wird gelobt: Die Italiener sind wahre Meisterköche. Belle- Bocuse der hinterländlichen Provinz der Poebene und vegetativen Alpenlandschaft. Ein wahrer Genuss der Sinne, Balsam für die Seele und übelstes Gift für meinen Bodymassindex (für Kenner: BMI) Und da purzeln sie, die Pünktchen! Eine kleines Geheimnis: Sie rollen schlimmer als damals in Amerika.

Die tolle Polenta (stundenlang von der übergewichtigen Nonna über dem Kaminfeuer gebraut) mit einem feinen Kaninchenragout oder die hauchdünnen Pizzas in allen Variationen (liebe Kinder: Ja, sogar mit Pommes gibt’s Pizzas) sind wahre Geschenke für einen Tag, der eigentlich kein Geburtstag ist. Am liebsten habe ich aber die hausgemachten Teigwaren an einer dezenten Safransauce mit frischen Steinpilzen. Eine himmlische Sonate für den geölten Gaumen.


Am Abend bemühe ich mich jeweils etwas im Harry Potter Nummer Sieben weiter zu kommen. Langsam neigen sich auch dort die Seiten zusammen mit der Geschichte einem Ende zu. Schlafen kann ich in dem granitharten Bett dank dem Rotwein etwas besser. Leider bleibt das Hotel sehr ringhörig und meine momentaner Zimmernachbar ein „Frühstücksfernseh- Gucker“. Frühstücksfernsehen gibt’s bereits ab 5.30Uhr durch die Papiermaché- Wand zu hören. Ich sollte es eigentlich langsam wissen: Reisen im In- und Ausland nur noch mit einer Handvoll Oropax.



Am Anfang isch es Wort xi



Irgendeinisch... wird niemer meh öppis säge!
Ig weis es, alli wärde singe!
Wörter si uf d’Ärde abegheit wie Räge,
Und us üsne Müler wärde tollschti Tön erklinge.


Irgendeinisch... wird alles xeit si, wo het müesse si,
Stilli wird sich uf dr Wält usbreite,
Und wüeschti Wörter hät me besser ganz lasi,
D’Rueh cha meh nüm us ihrne Fuege leite.


Irgendeinisch... wärde d’Vögel mit de Mönsche zäme töne,
Hass wird nume no dür D-Dur witergä.
Die ganzi Seel lat sich mit Liebeslieder la verwöhne,
Es isch es einzigs gäh und näh.


Irgendeinisch... wird ou das Stück sich zum Ändi neige,
Dr letschti Ton isch denn verbii,
Nidemau dr schönschti Klang darf sich vor beschte Site zeige,
Was när chunnt wird nieme si, wies mal isch xi.


Mittwoch, 21. November 2007

Geschichte und ich - Italien II



Der Wandel der Welt kann einfach nicht aufgehalten werden. Was einmal war, ist heute vergessen. Gegenwart wurde Vergangenheit, Vergangenheit wurde Geschichte und Geschichte wurde Legende...

Die erste Schneeflocke, welche ich in Italien gespürt habe, ist mir heute direkt auf den kalten Nasenspitz geflogen. Eigentlich hätte ich die Flocke gar nicht bemerkt, da die Nase durch die Kälte gefühllos geworden war. Ich habe das weisse, glitzernde Ding nur wahrgenommen, weil ich es gesehen habe. Zwischen meinen Augen schwebte es. Die Landung auf der Nase habe ich mir danach nur denken können.

Wie vergänglich ist doch dieser filigrane Kristall. Kaum auf der Erde angekommen schon wieder mit der Ewigkeit verschmolzen.

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Die Norditaliener sind nicht zufrieden mit dem Wetter, mit der Kälte und den tiefen Temperaturen. In der Schweiz sprechen viele von einer „meteorologischen Normalisierung“ weil endlich wieder Mitte November die schimmernde Pracht auf dem Lande liegt. Viele loben in den Medien den „Ökoboom“, denn er hat ja sichtlich Früchte getragen. Was will der Schweizer mehr, als endlich wieder eine weisse Weihnacht zur Weihnacht? Nichts.

Aus meiner Sicht ein zu frühes Urteil. Eine voreilige Begrabung des Kriegbeils gegen die Umweltverschmutzung. Wie sieht es nächstes Jahr aus, in zehn Jahren oder in hundert? Wir werden uns selber zu Grabe tragen, das steht fest. Die Warnungen der Erde, sind so deutlich, die dürfen doch nicht ignoriert werden!

Vierhundertfünfzig Kilometer von Bern entfernt ist das gleiche Szenario im Gange wie in der Schweiz in den letzten Jahren. Zu wenig Niederschläge hat es zwischen Mailand und Venedig in letzter Zeit gegeben. In Venedig steigt der Wasserspiegel aber ununterbrochen. Zum einen ist in den vergangenen hundert Jahren der Wasserspiegel in der Adria um etwa acht Zentimeter angestiegen. Ursache dafür ist die Erwärmung der Atmosphäre, die zur Erhöhung der Wassertemperatur und damit zur Ausdehnung der Meere führte. (Zum anderen ist die Stadt in der Lagune in den letzten Jahrzehnten schneller abgesunken als in den Jahrhunderten davor, und auch daran sind die Menschen schuld.)

Die Trockenheit hat zu Ernteausfällen geführt, Wein- und Gemüsebauern leben hier am Existenzminimum. Die Lebenslage wird nicht besser... Und nun kommt noch diese frühe Kältewelle herangezogen. In Norditalien ist Schneefall erst Mitte Januar gewöhnlich. Hier stimmt überhaupt nichts mehr. Der „Ökotrend“ hat hier, bis jetzt, überhaupt nichts gebracht.

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Ich möchte wissen, wie diese Phase der menschlichen Selbsteliminierung in zweihundert Jahren in den Geschichtsbücher stehen wird. Oder vielleicht gerät dieses schwarze Kapitel der Erdbevölkerung sogar in Vergessenheit. Vergangenheit wurde Geschichte. Geschichte wurde vergessen und verdrängt...



Freitag, 16. November 2007

Versace und ich - Italien I





Die Zugfahrt mit dem Cisalpino nach Milano war für mich schon ein richtiges Erlebnis. Dabei bin ich ja eigentlich ein geübter Zugfahrer.

Aber nun von vorne: Ich reiste heute nach Brescia ab, via Thun und Milano, wo ich mehrere Wochen arbeiten werde. Das Weekend verbringe ich aber jeweils zuhause. Die letzten Tage habe ich unter Stress, viel Arbeit, wenig Schlaf und massivem „tout-de-suite“ gelitten, da versteht dann auch jeder, warum ich in Thun in den Cisalpino gestiegen und erst wieder in Domodossola aufgewacht bin. Geweckt durch drei uniformierte Männer in hässlichem Grün, welche in gebrochenem Italienisch in einem Chor zu mir bellten: „Eh, Identificatione!“ Ein anderer knurrte darauf: “Mit däm chasch Dütsch rede, dä list ja ou dr Potter uf Dütsch...“ Ich ganz schlaftrunken begrüsste die Zollbeamten zuerst mal mit einem verwirrten „bonjour“. Mein Sprachhirn, immer noch auf Französisch eingestellt, war irgendwie noch nicht auf einen ersten Italo- Kontakt vorbereitet. Dann wechselte auch ich auf Deutsch. Die spätere Konversation mit den Beamten war aber sehr amüsant und verkürzte die Fahrt um ganze 30 Minuten. Als ich ihnen erzählt hatte, warum ich nach Brescia gehe, wollten sie unbedingt mehr wissen. Bis alle in meinem Abteil abgesessen waren und eifrig über Fussball diskutierten. (Leider konnte ich da kaum noch mitreden. Egal.)

Wieder von den grünen Männern verlassen, fühlte ich mich genug ausgeruht, um mich wieder an den letzten Teil des legendären Harry Potters zu machen. Doch nun war mein Wagen voller Italiener. Nebst dem penetranten Gemisch von Parfum und Rasierwasser war die Luft voller Klingeltöne schriller Handys und lautem exzentrischem Getratsche. Guetnachtamsächsi.
(Hinter mir hat sogar ein älterer Mann, wie klischeehaft, eine italienische Oper in voller Lautstärke gehört. Fiiiigarooooo, Fiiiigaroooooo, Figarofigarofigarofiiiiiigaroooo...usw.)

In Brescia liegt momentan noch kein Schnee trotz der eisigen Kälte. Blauer Himmel muss ja auch nicht immer wohlige Wärme bedeuten. Zum Glück habe ich den Faserpelz bereits in der Schweiz anziehen müssen.

Mein Hotel ist ja wohl der Oberwahn. Es liegt etwas oberhalb von Brescia, mit direkter Sicht auf den Gardasee. Mein Zimmer hat einen Balkon (auch mit direkter Sicht auf den Gardasee!) und eine Tausenddüsen-Dusche mit Regenwaldsimulation. (Dafür aber nur eine stinknormale Telefonleitung, welche ich für das Internet brauchen könnte.) Das Zimmer ist zwar recht rustikal, das Bett ist aber nach der guten alten Versace-Manier in Raubtiermuster gehüllt. Werde ich dort nun wilde Wildkatzen Träume haben? Wir werden es sehen...

Samstag, 10. November 2007

Warteschlange





Mi Tag isch ds churz. Zweni Zyt für viu z'viu Läbe.
Ig müest irgendwie dere Uhr entschwäbe.
Doch das klappet nid. Nid hüt, nid morn.
Blockiert bi ig, wie ds Rösli und si Dorn.
Dornrösli het Zyt nid brucht. Nid denn.
Aber ig bruche se. Hüt. Nid morn. Aber wenn?
Ig gloube, ig stah irgendwie ire Warteschlange.
Eini wo nie ändet... I has satt, im Zytloch ume z' hange.

(Geschrieben nachdem ich am 10.11.07 schon wieder einen Termin doppelt verplant hatte.)

Montag, 5. November 2007

Das Ende des Tunnels





Das Ende des Tunnels

Ein Fazit muss her, nach dieser Reise.
Wenn Fazit ziehen: Auf welche Weise?
Nicht wie ne Wurzel, nicht wie ein Zahn,
ich studiere danach, es ist ein Wahn.
Um Fazite zu ziehen, welche was taugen,
muss ich kräftig an den Fingern saugen.
Soll ich nun sagen, die Amis sind dumm?
Nein, da bleib ich am Ende lieber stumm.
Solche Folgerungen sind nicht fair
und verletzten den Menschen immer sehr.
Bequem und dick, das würde stimmen,
doch kann ich dies nicht auf alle trimmen.
So bleib ich am besten beim Finger saugen,
bleibe bei Faziten, welche nichts taugen.
Dann kann ich mit dem Land in Frieden leben,
muss nicht erneut nach Versöhnung streben.
Der Schluss daraus ist mehr als recht,
Amerika ist am Ende nur halb so schlecht.


(Geschrieben in der Schweiz; 05.11.07)


Letzter Newsletter aus Amerika




Nun, das Leben nahm so seinen Lauf und verfrachtete mich in einer Blitzgeschwindigkeit wieder zurück in die Schweiz. Kanton Bern. Landschaftlich und Landwirtschaftlich: Wichtrach.

Liebe Leserin, lieber Leser, Ihr habt schon lange nichts mehr von mir gehört. Das tut mir Leid und dass es mir Leid tut, das kam so:

Freaky Friday heisst das Zauberwort des Vorfreitages vor Halloween. Die Sage rund um Jack o’ Lantern, welcher auf der Erde als untote Seele wandern muss bis er alle seine Laster abgelegt hat, belegt, dass der letzte Freitag vor Halloween ein Pechstag ist. Analog Freitag der 13. (Übrigens: Dieser Freaky Friday war der 26. Oktober und 26 durch 2 gibt auch 13. So scarry...Uuhh)

Jack, der alte Bauerntölpel, hat sein ganzes Leben lang seine Mitmenschen zum Narren gehalten und schlussendlich einen Deal mit dem Teufel abbekommen: Keine lebenslange Verdammung, dies aber nur unter der Bedingung, dass die Seele so lange auf der Erdkruste umherirren muss, bis entweder die Amis an Überzuckerung gestorben oder alle Süssigkeitsvorräte von Wall Mart verscherbelt sind.

Bis jetzt ist es dem armen o’ Lantern nicht gelungen. Die Amis werden immer wie breiter (und wollen einfach nicht platzen!) und Wall Mart hat mit Ben & Jerry's zusammengespannt und produziert die süsse Schande immer weiter und weiter. Die Hölle war dem Jack noch nie so nahe.

Genau wie mir. Dieser Freitag hatte es in sich. Alles was schief gehen konnte ging schief. Und alles was gerade hätte werden können wurde schief. Das Abreisedatum und sogleich „Tor zur Schweiz“ rückte immer wie weiter in die Ferne. Ja, versank gerade zu im dichten Nebel, welcher bei uns seit einigen Tagen über der amerikanischen Einöde lag.

Nichts desto trotz. „Mir Schwyzer si eifach herti Gringe und kämpfe witer, ou wes Chatze haglet. (Wie Alpöhi damals zum kleinen Heidi vertrauensvoll gesprochen hatte: „E rächte Schwyzer mit Frou u Ching het Haar ufem Ranze u niid ufem Gring!“) Weiter geht’s mit Chrampfe. Die nächsten Tage sind mir nur noch schleierhaft vor meinem inneren Auge vorhanden. Quasi wie eine aussermenschliche Erfahrung zwischen dem langen Tunnel mit grellem Licht und zuwenig Schlaf. In meinem Kopf schallte aber immer die liebliche Stimme von Alpöhi und ermutigte mich zum Workaholic- Exzess.

So wurde Mittwoch, 31.10., Tag der Allerheiligen, Halloween und zugleich geplanter Abreisetag.

Nach langen Diskussionen, Tränen und „bear hugs“ erreichte ich doch noch, in exzellenter Hollywood- Manier, den Flughafen. (Den Flieger auch noch, dies aber ist doch eher nebensächlich.)

Am darauffolgenden Donnerstag kam ich in Zürich an. Müde vom Durcharbeiten und zerknittert von der langen Nacht im Flugzeug. (Wieso müssen immer dann die kleinen Amerikanerli (nein, das ist nichts zum Essen wie „Berliner“ oder „Baslerläggerli“ sondern nur ein Baby...) die ganze Nacht durchschreien, wenn ich die Oropax im Kulturbeutel vergessen habe?) Die lange Reise hat sich gelohnt. Ein tolles Wiedersehen hat es gegeben, keine Frage.

Doch die Reise geht bald weiter. Italien ruft mit sanftem Gesang! Es geht nach Brescia und zwar am 14.11.07. Dort gibt's wenigstens nur beschränkt Hamburger. I'm curious about it.



Samstag, 27. Oktober 2007

Heimweh





Weni wit wäg bi, de gspüre ig e Schmärz,
Ig vermisse mini Liebi.
U ig merke, es tuet so weh im Härz.

Die Gfüehl si so real, si roube mir dr Schlaf,
schlimmer als jede Alptroum.
Öb so öppis em ne Reisende passiere darf?

Ig dänke, chley Heimweh, das isch normal.
Jede darf doch sini Gfüehl usläbe?
Am Mönsch sini Seel isch schliesslech nid us Stahl.

Bim Siniere, de dänke ig a mis Dahei,
Bi scho fasch wider dert,
U wär zum Glück so plötzlech nüm allei.

Drum schliesse ig itz mini Ouge,
und bi wider churz ir Schwiz,
ig mues eifach nume starch dra gloube.


Ig chume am Mittwuch wider hei. Ig fröie mi.

Donnerstag, 25. Oktober 2007

Newsletter aus Amerika X; 26.10.07




Weisst Du wie es sich anhört, wenn der zimmereigene Feuermelder angeht? Nicht wegen Eigenverschulden, nein, wegen den Indern.

(Wenn ich nun den zweiten Satz so durchlese, dann merke ich, dass er vielleicht nicht ganz politisch korrekt geschrieben ist. Ich werde dies aber etwas später klären.)

Die Sirene des Feuermelders fühlt sich etwa so an, wie wenn Dir mit einer riesigen Goldbarre das Hirn aus dem Kopf geklopft wird. Oder wie ein galaktischer Donnergrollen. Oder wie die Pizza "Diablo" vom Luigi (der vorne an der Ecke). Glaube mir, Du musst einfach aus dem Zimmer in den Gang hinaus und von dort ins Freie. (Ich glaube, dies könnte auch das Ziel dieses Feueralarms sein. Egal...)

Doch etwas fehlte an der ganzen Sache: Wo blieb der Rauch? Wo das Feuer? Nur ein strenger, verbrannter Gestank nach Curry lag in der Luft. Da ging mir ein Lichtlein auf: Die Inder.

Ich glaube ich muss etwas ausholen: In dem Hotel (eigentlich ist es kein richtiges Hotel, eher ein Haus mit vielen Suiten und einem Romservice) leben zu 98% Inder und der Rest sind wir, die Schweizer. Die Inder arbeiten in einer nahegelegenen Informatikgesellschaft als Programmierer. Mitgenommen nach Amerika haben sie ihre Kinder und die Frau, welche jeden Abend in den farbigsten Tönen für den hungrigen (aber trotzdem hageren) Ehemann kocht. Zum Zubereiten der Speisen haben sie meistens die Türen offen, aus diesen Öffnungen verströmt sich der Geruch der Gewürze und der indischen Musik (vermischt mit lautem indischen Getratsche) in das ganze Hotel. Wenn dann halt das Getratsche zu intensiv wird und die Bräune des Currys zunimmt, wird Dir das Hirn mit einer Goldbarre aus dem Kopf gematscht. Feueralarm.

Als ich heute aus der Suite sputete (den Fotoapparat konnte ich noch rechtzeitig einpacken) und danach vor dem Hotel stand, kam ich mir schon etwas dumm vor. Weder Portemonnaie, Reisepass noch Pullover hatte ich auf mir. Was, wenn die Flammen doch existiert hätten? Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich mich im Verlauf des Abends noch verbessern konnte. Der Feueralarm ging vier Stunden später noch ein zweites Mal los.





Grosses Aufgebot der Morris Plains Feuerwehr: 1. Fehlalarm: Zwei Löschwägen, ein Einsatzleiterwagen, ein Polizeiauto.
2. Fehlalarm: Zwei Löschwägen, ein Einsatzleiterwagen, zwei Polizeiautos und eine Ambulanz. Respekt.

Ich erinnere mich an Äsops Fabel "der Hirte und der Wolf". Dieser Hirte ruft zwei Mal aus Langeweile die Dorfbewohner zur Hilfe, weil angeblich der Wolf die Schafe angreifen wollte. Der Wolf war nicht vorhanden und die Dorfbewohner waren über diesen Streich gar nicht erfreut. Beim dritten Mal griff der Wolf tatsächlich die Herde an, da kam leider dem Hirten keine Hilfe mehr entgegen. Die Schafe wurden alle gefressen!

So hoffe ich, dass die Feuerwehr auch noch ein drittes Mal kommen wird.

Bis dann koche ich mir ein feines Aloo Gobi mit einem Masoor Dal. Oder doch lieber ein Fondue?

Dienstag, 23. Oktober 2007

Newsletter aus Amerika IX; 23.10.07




Da krabbelte diese grosse, haarige Spinne unter dem Frottetuchhaufen hervor, welcher vis à vis von der WC- Schüssel auf die Putzdame wartete, und genau auf mich zu. Lautlos heranschleichend wie die Mörder in den guten, alten Hitchcock Filmen. Nur ohne diese brutal aufgezogene und nervenzerreissende Spannung. Der Horror aber bleibt.

Ich, das Opfer, las genüsslich auf der bereits warmen Schüssel "The Record". Anfänglich spürte ich zwar keinen "Hauch des Todes", jedoch ein leichtes Kribbeln am linken Unterschenkel. (Dieses Gefühl ist aber auch nicht zu verachten!) Genau über dem einschneidenden Ende der Socke. Ein flüchtiges Kratzen mit der linken Hand (mit der Rechten hielt ich immer noch die Zeitung - und die Augen fixierten die Zeilen) bis sich das unbekannte Gefühl am Bein nicht als eine Fliege oder sonst was entpuppte, sondern als eben diese fette, grosse schwarze Spinne. Da biss sie auch schon zu.

Panik? Erstaunlicherweise nicht.

Nachdem ich die Spinne mit einem Glas gefangen und danach dem Abwasser gleichgemacht hatte, besuchte ich den lieben allerwelts- José von der Reception. Dieser erklärte mir dann, je grösser die Spinne sei, desto ungiftiger sei sie auch. Wobei ich später immer an die Vogelspinne denken musste, welche ja recht giftig und recht gross ist. Ein wenig Zweifel hatte ich schon noch an seiner Theorie. (José haben, nach seinen Angaben, schon mehrere duzend kleine und grosse "spiders" gebissen. Mit einem grossen Grinsen hat er mir gesagt: "I am alive!" Na dann: Happy Birthday!)

Doch mein Fuss ist immer noch dran (und auch nicht schwarz) und alles wird -hoffentlich- gut. (Beim Einschlafen hatte ich schon noch Mühe, das Bett suchte ich jedenfalls am Abend noch mehrmals nach anderen Spinnen ab.)

Gestern ist nun auch noch Bojan abgereist. Wir sind noch zu dritt vom gleichen Arbeitgeber. Zwei ältere Männer und ich.
Dementsprechend werden die Abende immer wie länger, das Hotelzimmer immer wie uninteressanter. Alleine in das Kino gehen ist doch auch recht öde und Schoppen macht auch halb so viel Spass. Darum kommt, zur Beschäftigung meinerseits, die Auswertung der Umfrage: "Was würdest Du am meisten von der Schweiz in Amerika vermissen."

Die besten Antworten: Worber Zwickelbier, Marronis, die Söhne Simon und Cédric (Mutti und Vati haben den Tränendrüsen- Trick angewendet!), Schweizer Hahnenwasser, YB (Naja!),
Peach Webber (Naja- Naja!), Volksmusik mit Sepp Trütsch (Aber nicht das Schweizer Fernsehen!), Berndeutsch (Aber nicht Zürichdeutsch!)
Die Jury muss sich nun noch über den GewinnerIn beraten.

Ich sage nur noch: Haltet die Spinnen an der Leine!

Sonntag, 21. Oktober 2007

Familiefride




Viele Leute fragten mich: "Warum denn nicht auf Mundart schreiben?" Nun gut Ihr lieben Leut, das muss ab heut nicht mehr so bleiben.





Liebs Mueti, liebe Papi

Mueti, ig bi imfau z' Amerika xi!
Weisch Mueti, itz bini ou drbii!
Ghöre itz ou zu dene, wo chöi plagiere!
Weisch Mueti, plagiere ohni z' studiere!
Im Portmi hani zum Bewis es Foti dinne,
für de Andere ihres Vertroue z' gwinne.

Weni scho nid bim "Militär" mitrede cha,
de ändlech itz mau bi däm Thema.
Ig verzelle vom amerikanische Läbe,
ohni mi würklech ar Wahrheit ds häbe.
Meinsch, dass mache all die RS- Buebe?
Sicher nid! U schüsch chasch de luege!

We mehreri Männer am Tisch tüe sitze,
geit's nid lang, chöme si, die Erinnerigs- Bitze.
De sta ig aubes lieber uf u zahle mis z' Trinke,
dräie mi um u tue de vo witem "adieu" Winke!
Aber hüt, da cha ig vo Amerika schwärme,
für das schwärme bruchts kei dumme Armee- Lärme.

Drum rüefe ig uf zum gwaltfreie Läbe,
und zu mim chline "Wältfride- Sträbe"!

Papi, weisch, ig wot mini Ching de ouno gniesse,
ig wot nid für se z' beschütze um mi schiesse.
Präventiv chönnti e Waffe vo hie id Schwiz mitnäh,
dass würd mir de sicher viu Sicherheit gä.
Schliesslech het ja jede "richtig" Eidgenoss
vor Armee e Dienstwaffe und scharfi Gschoss.
Ig las lieber lasi mit Waffe z' handle
und tue lieber mini Gedanke i Wort umwandle.

Das isch mini Waffe...



(Geschrieben in einem berndeutschen Delirium in New Jersey;
22.10.2007)


Freitag, 19. Oktober 2007

Newsletter aus Amerika VIII; 20.10.07




Gibt es noch Wunder auf dieser heutigen Welt? Ich glaube schon... und schon nur desshalb, weil ich heute Zeuge von einem geworden bin.

Wenn Du, liebe Leserin, lieber Leser in der vorherigen Zeile "weil ich heute eine Ziege bin" gelesen hast, dann würde ich 1. keine Drogen mehr nehmen oder 2. die Lesebrille aufsetzen.
Wenn Du aber nach der vorletzten Zeile gedacht hast: "Was, der ist jetzt einer dieser Zeugen mit diesen Traktätli und so geworden...", dann würde ich 1. die vorletzte Zeile noch einmal lesen oder 2. mit dem Text schnellstens fortfahren. (Nur so zur Verständigung.)

Also: Wie Ihr sicher wisst halte ich nicht viel von Sport. Und vom Sport machen schon gar nicht. Mir wurde zwar unerklärlicherweise zwei mächtige Sprinter- Waden in die Wiege gelegt (Eine Wade misst übrigens im Umfang mehr als Alex Zülles Oberschenkel im Umfang! Dies aber nur so am Rande...), jedoch habe ich diese bisher nur auf schwerste Bedrohungen meiner Sportlehrer eingesetzt. (Wie damals in der 7. Klasse als mich Herr Nydegger ganz vorwurfsvoll zur Seite nahm, die Hand auf die Schulter legte und mir mit einem tiefen Blick in die Augen sagte: "Itz Herrgott Cédu, für was hesch du so es Grüscht, we du das nidemau bruchsch... De chasches entweder id Brockestube bringe oder mir gä... ah ja, u schüsch bisch ungnüegend im Züger!")

Richtig gebraucht habe ich die beiden Fleischklumpen -ausser zum prahlen- bis heute nie.

Dann geschah es: Im brühenden Dampf der Dusche stand ich vor dem kristallenen Spiegel und starrte mein Gegenüber an. Glitzernde Silberperlen rollten mir über den noch vom heissen Wasser geschwollenen Oberkörper und prallten sogleich auf dem güldenen Marmorboden mit einem klirren auf. Das matte Licht der flackernden Kerzen verhüllte nur sanft den zur Musik mittschwingenden Doppelbauch (wippend im Takt des Bachschen Violinkonzerts Nr. 4).
Eine wohltuende Stimme flüsterte in meinem Kopf mit einem äusserst rabiaten Ton: " So, itze aber hü. Muesch öppis mache Cédu, schüsch wirsch no e richtige Ami, mit Hut u Haar u Umfang..."

Schnitt. Das Wunder ist vollbracht!

Eine Sekunde später stand ich vor Bojan's Zimmertüre und bettelte um kurze Trainerhosen (ein richtiger Serbe habe immer Fussballtrikothosen dabei, hat er mir erklärt...). Zwei Sekunden später stand ich mit einem Frotteetuch und Wasser vor dem Hotel. "Ob es wohl noch zu regnen beginnt?", fragte ich mich. "Egal, los geht's!"
Da meinte ich noch nach den ersten hundert Metern optimistisch, ob mir jetzt gerade ein Eichhörnchen wohlwollend zugeblinzelt habe, da spürte ich auch schon den ersten Regentropfen auf meinem Kopf.
Sollte dies schon das Ende meiner steilen Laufburschenkariere sein? Zum Glück besitzt das Hotel einen Fitnessraum mit Laufband. Den Rest des Abends verbrachte ich mit drei lustigen Indern (alle fünf Minuten nickte ich denen zu und feuerte sie an! "Go on, mr. bundi, go on!") in diesem Raum bis es mir nach 2.3 Meilen Laufbandgeratter schwindlig wurde. Fühlt sich so das "Runner's High" an? Wenn ja: Super. Wenn nein: Kreislaufkollaps. Morgen ist schliesslich auch noch ein Tag um die schlechte Welt, Armut und Übergewicht zu bekämpfen.


Cédric, die Mutter Theresa der Laufbänder

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Des Amerikaners Trauergesang





Des Amerikaners Trauergesang

Die Sonne geht unter, der Nebel steigt hoch,
die Kelle schwingt der Fastfood- Koch.
Wo sind die Früchte, wo bleibt der Salat?
Die wirst du nicht finden, das Fett liegt parat!
Je dicker die Butter, desto besser das Brot.
Der Gesundheit wünscht man hier den Tod!

Pilates und Yoga, was nützt das schon?
Das gehört bei Mädels zum besseren Ton!
Das Fett sollte hier verboten werden,
die meinen, Fett brauche man zum Sterben!
Und dann denkst Du liegend im grossen Sarg,
ob das Hemd den Bauch verbergen mag?
Doch Grossmutter meint und auch die Neffen,
der letzte Gruss sei ein Weightwatcher- Treffen.

Drum denk gut nach, bevor Du isst,
und Du noch mehr von Fastfood frisst.
Die Zeit, die killt nicht jede Wunde.
Und schon gar nicht deine dicken Pfunde.

(Geschrieben unter hoher Müdigkeit in Amerika; 18.10.07)



Dienstag, 16. Oktober 2007

Newsletter aus Amerika VII; 16.10.07



Die Welt scheint kurzzeitig unterzugehen, wenn eine tolle Zeit plötzlich in die Vergangenheit verschoben wird.

Sue ist planmässig letzten Sonntag wieder in die Schweiz zurückgereist. Irgend eine Macht hat die Rückkehr zwar zu verhindern versucht, jedoch nicht geschafft. Ihr Flug vom JFK- Flughafen ist zwei Stunden verspätet abgeflogen und ihr Anschlussflug in Frankfurt wurde "gecancelt". Nach weiteren einenhalb Stunden Warten konnte sie dann die letzte Etappe nach Zürich in Angriff nehmen. Nun ist sie sechs Stunden versetzt von mir entfernt und die Sehnsucht nagt an mir wie hungrige Ratten an Käpten Jack's wurmigen Holzbein.
Bojan, ein Arbeitskolleg, hat mich am Montag in die Notaufnahme des "Rockaway Hospital" gefahren, weil er mein Gejammer nicht mehr ertragen konnte. Nach einer Spritze in den, nun dicken (habt Ihr gewusst, dass Männer auch Orangenhaut haben können? Anm. der Red.), Allerwertesten haben mich die Docs mit Verdacht auf akute "Brain- sickness" entlassen. Dafür schmerzt nun mein Hinterteil.

Wenn ich nun meine Augen öffne, dann merke ich, dass die Welt immer noch vorhanden ist. Die Inder, welche oben mir eine Suite bewohnen, stampfen immer noch wie gewohnt auf den Boden (um 1.00am!), der Kühlschrank dröhnt mir in der Nacht immer noch die Graumasse aus dem Schädel und der Rasenmähermann mäht immer noch in einer Herrgottsfrühe mit seinem Megamonstertruck den Rasen. Und... die Amis sind immer noch vorhanden.

Nun muss ich mich wohl mal mit den lieben Amerikanern befassen.
Ein komisches Volk. Der freiliebende Amerikaner besitzt im durchschnitt drei (14l) Autos, isst viermal pro Woche Fastfood, isst einmal im Jahr gesund und kann nicht kochen.
Das, nach einer repräsentativen Studie ermittelte, Durchschnittsgewicht beträgt 89 Kilo (pro Bein) und die Lieblingsfarben sind Mäcdonaldsgelb und Starbucksgrün.
Der lieblings- Feiertag ist das Erntedankfest weil's da einen Truthahn gibt.

Vieles dreht sich hier wirklich nur um das liebe Essen und den Konsum. Als ich Sue gefragt habe was sie denn am meisten an der Schweiz vermisse, da war ihre Antwort: "Gesunde Nahrung. Richtigen Salat und natürlich das liebe Schweizerbrot." Es ist hier praktisch unmöglich einen ganzen Kopfsalat zu bekommen. Salate gibt es nur geschnitten und gewaschen. (Da hat es in meinem Haarshampoo noch mehr Vitamine drin, als in diesen Schnittsalaten.)

Wenn also ein Amerikaner den Willen hätte um gesu(ü)nd(er) zu leben, wird ihm dieses Vorhaben schon bei der Wurzel zerstört. (Gleich wie die Vitamine). Unglaublich...
An diesem Punkt muss ich mich nun als Hamburgerliebhaber outen: Ich esse gerne Salat, diesen aber am liebsten zwischen zweien Brötchen. Und Hamburger gibt es hier richtig viele und gute. Meinen "Hamburger des Lebens" habe ich, tataa - wär hätte das gedacht - im McDo am Times Quare gegessen. Doublequarterpounder whit cheese.
So kommen wir nun zur berechtigten Frage: Was vermisst er also am meisten, wenn nicht den Salat? Ist es der Käse? Ist es Appenzelleralpenbitter? Etwa das Alphorn?
Bevor Du, liebe Leserin, lieber Leser weiterliest, sollst Du Dir doch bitte diese Frage selber stellen (was würde ich in Amerika am meisten von der Schweiz vermissen?).
Und dann kannst Du mir Deine Antwort mailen, wenn Du willst. Es würde mich richtig doll interessieren...

Mir fehlt am meisten: ...dieBergedieLuftdieRuhedasguteWasserausderLeitungdieFamilie
SueundFreundeRöstiDRS3SBBMIGROSfarbigeBanknotenmeinBettundundund...

und das war erst der Anfang der Liste - und das Ende dieses Textes.

Sonntag, 14. Oktober 2007

Das Ende eines Traumes - 14.10.07




Heute ist Sue wieder in die Schweiz abgereist. Es war eine tolle Zeit; nun fern wie ein wunderschöner Traum.


Was bleibt ist ein stechender Schmerz.

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Unsere Lovestory - Annabelle vom 10.10.07



Sue und ich wurden für "unsere Lovestory", eine Rubrik in der Frauenzeitschrift Annabelle, ausgewählt. Zugegeben nichts Grossartiges, aber immerhin. Als nächstes werden wir sicher Traumpaar 2007...
Dort möchte ich den Begleittext aber selber schreiben.

Newsletter aus Amerika VI; 10.10.07



Der Sonntag, der war so:
Ich habe Euch schon vorgewarnt, dass Sue und ich an einen Gospelgottesdienst in Harlem, dem etwas ärmeren Stadtteil von New York, gehen wollten.
Gehen ist vielleicht das falsche Wort. Neues Wort dafür ist pilgern, denn mit uns wollten dies noch zirka 600 andere Touristen. Und dies nur in dieser einen berühmten Kirche, der Abyssinian Baptist Church. Diese Kirche wird von einer farbigen Gemeinde betrieben, natürlich sind Weisse auch willkommen. Touristen müssen (es werden 200 zugelassen) aber im oberen Teil der zweistöckigen Kirche Platz nehmen.
Für die bessere Verständigung Eurerseits: Die Kirche nimmt nur 200 Touristen auf, 600 stehen Schlange. Und das von 8.30am an, obwohl der Gottesdienst erst um 11.30am beginnt.
Wir sind aber "erst" um 09.30h dazu gekommen. Sue hat gewusst, dass man lange anstehen muss. Aber gerade so lange...

Aufgeben? Nein! (Genau das hätte uns der Pastor im Gottesdienst sicher auch geraten: "Never give up!") Da sich Sue diesen Besuch so sehr gewünscht hatte, musste ich doch etwas unternehmen. So stand ich, nach feinsäuberlicher Schweizermanier, zu den ersten 20 Personen hin. Sue gesellte sich etwas später dazu. Und schon puffte mich ein verärgerter Ami an. (Wahrscheinlich, weil er die ganze Wartezeit auf sich genommen hatte.) Er: "The line is in the back!" Ich: "Okey!" (grinsen und wegschauen.) Er: (findet's gar nicht lustig) "Sir, the line is over there!" Ich: "I don't see a line!" Und dann wurde er aggressiv... und wir verschwanden zehn Meter hinter ihm in der Kolonne, wo wir auch blieben.

In der Kirche war eine sehr spezielle Stimmung. Mir wurde klar, dass für viele farbige Amerikaner der Glauben einen ganz anderen Stellenwert, als vielleicht für einen Durchschnittsschweizer, hat. Zur Kirche geht die ganze Familie in tollen Sonntagskleidern, auch der Gottesdienst ist Welten von unseren entfernt. Er ist ein richtiges Fest, das ist der Unterschied!
Der Gospelgottesdienst war ein Erlebnis, auch für einen wie mich, der ja nicht wahnsinnig gut Englisch kann. Der Pastor sagt etwa: "God is good", darauf hört man in der Gemeinde laut: "Yes, yes!", "so true" und "amen!" Mir ist da fast selber ein lautes, inniges "yes" herausgerutscht.

Am Nachmittag haben wir plötzlich viele Prominenz in NY getroffen. Da war der Bush, Harrison Ford, Steven Spielberg, Barbara Streisand und noch viele mehr anzutreffen. Was da wohl los war? Wir wissen's auch nicht, vielleicht lag's an der Frau Tussaud...

Dann kam die Nachricht: Wegen Lieferungsproblemen von wichtigem Material, welches ich zum Fortsetzen meiner Arbeit benötige, könne ich doch die nächsten paar Tage Überzeit abbauen. Perfekt: Mietwagen, 12 Stunden Fahrt. Niagara Falls. Montag bis Dienstag.

Ja, da fuhren wir also los Richtung Kanada, ohne zu denken, dass die paar Stunden Fahrt lange werden könnten, ohne zu denken, wie das Wetter im Norden sein könnte und ohne richtig viel Ersatzkleider mitzunehmen. CD's hatten wir auch keine dabei.
Nach 400 Meilen kamen wir am Montag in Buffalo an und suchten zuerst ein Hotel. Wir hätten eigentlich eine Arche vorgezogen, denn die letzte Stunde hatte es sintflutartig geregnet. Doch die Arche war von unserer Art schon ausgebucht. Wenn wir Chinchillas gewesen wären, hätten wir Glück gehabt, denn die haben noch gefehlt...

Die Niagara Fälle haben wir noch bei besserem Wetter (sprich: Kein Regen) besuchen können. (Wir wurden aber bei der Bootstour, bei der man sehr nahe zu den Fällen ranfährt, pflotschnass.) Sie sind einfach atemberaubend, wunderschön, gigantisch, beeindruckend... Ein Sehenswürdigkeit, die zu sehen würdig ist.

Zurück fuhren wir die 400 Meilen in ununterbrochenem Regen. Unsere Benzinschleuder hat uns und unsere 1000 Fotos heil ans Ziel gebracht. Eines dieser Ziele, welche man unbedingt besuchen wollte, kann ich nun von der Liste streichen. Nun kommt Mekka dran...

Morgen Donnerstag hat Sue Geburtstag. Der Tag steht in ihrem Zeichen und ich bin gespannt was wir machen werden.

Freitag, 5. Oktober 2007

Newsletter aus Amerika V; 5.10.07



Da gingen wir doch ohne etwas böses zu Denken in die Rockaway Mall. Dieses riesige Einkaufszentrum ist vergleichsweise zum Shoppyland sehr gross und und im Vergleich zu anderen Mall's in Amerika sehr klein. Unsere Mall beinhaltet nur 105 Filialen der berühmten Ketten von Amerika. Darunter Starbuck's, McDo, Subway, Champion's, Footlocker, Footlocker Lady, Journey's und natürlich den H&M.

Lieber Leser, liebe Leserin, Du weisst sicher, dass einE AmerikanerIn Shoppen liebt. Du weisst sicher auch, dass einE AmerikanerIn Essen liebt. Shoppen lieben diese Individuen leider aber nur auf engstem Raum. Die Mall's sind so verschachtelt zusammengebaut, dass der maximale Weg, um alle Läden abzuklappern höchstens eine Meile beträgt und der Kraftaufwand kaum das Softgetränk, welches zum Breakfast konsumiert wurde, zu verbrennen vermag. Die US- Bürger finden sich in diesem Komplex sehr gut zurecht. Wie gesteuert, ohne zu denken (Andy würde hier sagen: "Wann denken die Amis überhaupt?" No comment...), finden sie immer wieder zu ihren Shop's und dann von dort wieder hinaus zum Offroader. Unsereins muss sich da, gleichgesetzt der Griechischen Sage des Minothaurus, etwas einfallen lassen. So haben wir, wie damals Theseus, eine Fadenspule vom Eingang an abgewickelt. So konnten wir nach dem Einkaufserlebnis einfach nur dem Faden zurück folgen und die Freiheit war wieder hergestellt. Und weiter geht's mit dem amerikanischen Traum...

Der Weg des Konsums ist gepflastert mit Rosendornen. Die Selsbtkasteiung nimmt jeder richtige Ami gerne auf sich und sündigt während einem anständigen "Lädelen" nicht nur einmal.
Geschickt haben die Konstrukteure und "Ladenanordnungsplaner" (diesen Beruf gibt es sicher in Amerika. Der würde heissen: "Shop- arrangement- executive- manager") zwischen jeden normalen Shop einen Baker's Shop oder einen Candy Shop gepappt. Und wenn's dann keinen von denen hat, dann aber sicher einen Starbucks.
Und ab geht das konsumieren von Süssigkeiten. Der Vorgang nimmt seinen lauf. Zitat aus Wikipedia: "Die Fettverbrennung ist ein kontinuierlicher Vorgang, der im Körper ständig abläuft. Ihr Ausmaß hängt von dem Grad an körperlicher Betätigung und damit vom Energiebedarf ab." Sorry, liebe Amis, Ihr habt da leider einen Denkfehler gemacht: Essen ohne sich zu Bewegen geht einfach nicht. Alles andere wäre ein Perpetuum Mobile. Oder Pilates.

Ach ja, apropos Konsumkind: Ich habe mir an diesem Tag einen Stabuckskaffe "Caramel Macchiato", zwei RIESEN Kaugummis und ein Meal im McDonald's geleistet. Nun muss ich zur Beichte: Morgen Sonntag begleite ich Sue in einen Gospelgottesdienst. Let's sing Halleluja!

Mittwoch, 3. Oktober 2007

Newsletter IV aus Amerika; 3.10.07




Die Zeit des Durstes musste ja irgendwann wieder aufhören. Und das war heute. Wasser über mein Haupt, der Durst war weg. Doch er wird bald wieder kommen...

Über was spricht unser Auslandschweizer eigentlich? Viele die uns (Sue und mich) gut kenne, wissen, dass wir richtige Kulturjunkies sind. Ich möchte an dieser Stelle nicht behaupten, die Amis haben keine Kultur, nein im Gegenteil! Man muss sie entweder nur etwas suchen oder einfach viel Volk und/ oder Kosten auf sich nehmen.

Item; Schon lange konnten wir nicht mehr gemeinsam ein Theater besuchen und an den letzten Museumsbesuch erinnere ich mich nur noch wage. Als wir heute vor dem MoMA (Museum of Modern Art) standen, fingen meine Hände an zu zittern, die Knie schlotterten und das Herzlein flatterte beinahe davon. Muss es so einem trockenen Alkoholiker vor einem bevorstehenden Vollrausch gehen? Ich glaube schon... Dieses Museum beinhaltet über 24 Galerien mit Kunst des moderne Designs, Architektur, moderne Skulpturen und Installationen und berühmte moderne Gemälde. Von Dali, Monet, Miro, Picasso, van Gogh über Klee und Warhol. Alle sind sie dort in Reih und Glied versammelt. Sehr beeindruckend, wenn auch manchmal etwas fragwürdig. ich habe fünf Minuten angestrengt eine schwarze Fläche angestarrt ohne nur auch etwas Kunst zu entdecken...

Doch damit noch nicht genug: Am Nachmittag besuchten wir das Phantom der Oper. Dieses Musical ist hier auf dem Broadway das erfolgreichste überhaupt. Unser "Phantom- Darsteller" hat in schon unglaublichen 1'200 Vorstellungen mitgewirkt. Einfach Wahnsinn. Wir glaubten nach hause zu schweben; die unbequeme Zugfahrt nach Morris Plains war für einmal recht zu ertragen.

Die Welt dreht aber auch hier in den USA weiter. Die Tage werden scheinbar kürzer, die Dunkelheit breitet sich nun schon am frühen Abend über uns aus. Nicht selten sehen wir Rehe in ungewohnter Menschennähe.
So bekommt der Walt Disney Film "Bambi" eine ganz andere Bedeutung. Hätte ich diese süssen Dinger schon früher so nahe gesehen, hätte ich wahrscheinlich im Kino doch weinen müssen. Wilde Hasen hoppeln vor meinem Fenster herum, Fasane sind im Garten nichts ungewöhnliches und die Eichhörnchen sind eher eine Plage. Auf den Highways liegen (der Tierbevölkerung entsprechend) auch viele Kadaver rum. Leider werden sie nicht eingesammelt, sondern bleiben bis zur natürlichen Zersetzung liegen.
In solchen Angelegenheiten sind die Amerikaner leider sehr zurückgeblieben.

Nun liegt Sue im Bett, schaut HBO (amerikanischer TV- Kanal) und macht sich über die Commercials (Werbesendungen) lustig. Ich bin wieder mal für Euch am schreiben und sende meine Gedanken in die Schweiz. Ja, die liebe kleine Schweiz. Sie fehlt. Und ihr Inhalt auch.

Sonntag, 30. September 2007

Newsletter III aus Amerika; 30.9.07



Nun muss ich sagen, ohne auch nur ein bisschen Mitleid erregen zu wollen, ja, der Cédric ist am Konsum verfallen. Wieso erfahrst Du, lieber Leser, liebe Leserin, etwas später... (Und dann werden Deine "Mitleidsgefühle" in pure, glasklare "Neidgefühle" übergehen.)

Unsere Arbeitswoche hat sich am Montag Abend um 8 Uhr PM zu Ende geneigt und wir (respektive Papa Tschan - Dieser Mann ist unser Chef vor Ort und äusserst militärorientiert, Anm. der Red.) haben uns in zwei freie Tage entlassen. Unsere Mission in diesen 48 Stunden: New York zu verunsichern; pardon: New York unsicher zu machen. What ever...

Schlussendlich hat sich dieser Abstecher am Dienstag als sehr harmlos entpuppt und wir haben die klassischen Sehenswürdigkeiten in ordentlicher Tschan- Geschwindigkeit abgewickelt. 2min. Rockafeller, 5min. GE Building (die Fahrt hinauf hat länger gedauert als der Aufenthalt auf der Aussichtsplattform) 1.5min Ground Zero (inklusive Choralgesang) und ganze 6min Time Square. Der Rest vom Tag verbrachten wir dann im Mc Donnalds.

Wir haben die ganze Hin- und Rückfahrt in der Gruppe das beliebte Thema "Verschwörungstheorien" gehabt. Ich bin nun Up- to- Date auf allen Gebieten: Lady Diana starb wegen eines Anschlages des Secreet Services mit einem Strobboscop (der Limousinenfahrer hatte danach einen epileptischen Anfall), der Anschlag des 11. Septembers war eine Verschwörung des CIA's und Aliens sind schon lange auf der Erde unter uns... The End is near... Andy, unser Chef, kennt sie alle...

Nun item: In New York ging ich als Appel- Freak unwissend in den grössten Apple- Store der Welt, der befindet sich an der teuersten Strasse der Welt (die fifth avenue). Was ich nicht gewusst habe: Die Weltpremiere des Ipod Touches war an diesem Tag. Da hing mir nur noch der Kiefer runter und die Zunge lag auf dem glühend heissen Asphalt. Und nun der Punkt wo der Neid in Dir hochsteigen wird: Ja, ICH bin nun einer der ersten Schweizer überhaupt, welcher ein Ipod Touche besitzt. Dies aber nur so am Rande...

Trotz meiner neuen technischen Errungenschaft habe ich mich am Mittwoch doch noch aus dem Hotelzimmer gewagt und bin mit dem Arbeitskollegen Bojan (darf ich vorstellen: mein Chauffeur!) meine liebe Freundin Sue am Time Square abholen gegangen. Sie wird zwei Wochen versuchen, mich zu ertragen. Quasi ein Survival- Game. (Wie damals auf RTL: "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" - hier nur einfach ohne das "Rausholen"). Ich muss sagen, Bojan war da richtig Gold wert. Ich bin ja überhaupt nicht, und das ist in Wichtrach weltbekannt, der krasse Autofahrer. Und das schon gar nicht in NY. Und das schon gar nicht mit dem aufregenden Testosteron des Wiedersehens im Schädel. Danke Dir Bojan, dass Du mich begleitet hast.

Donnerstag's arbeiten, Freitag's arbeiten, Samstag's frei und Sonntag's arbeiten. Sue besucht während meiner Abwesenheit rege NY: Ihre Liste mit den zu besuchenden Sehenswürdigkeiten und den zu absolvierenden Tätigkeiten wird von Tag zu Tag kürzer und die Fluchparolen über den ÖV quadratisch länger. Ja, die Amis sind halt schon extrem bequeme Menschen. Die geben keinen Deut auf öffentliches Reisen ohne Auto. Darum sind die auch wohl so Fett, weil da einfach die Bewegung fehlt...

Apropos Auto: Am Samstag habe ich, obwohl dies nun sehr schnell aus meinen Erinnerungen verdrängt werden muss, meine ersten Gehversuche mit dem Mietauto unternommen. Drei volle Stunden sind wir auf den Highways rumgehampelt bis das Ziel, Staten Island, vor uns lag. Meine Nerven lagen blank. So blank, wie Stahl nach dem dreiwöchigen Polieren mit Seidenpapier aussehen würde. (In 45min waren wir, dem Navi sei dank, dann wieder zu Hause).

Wenn Du, lieber Leser, liebe Leserin, nun über die obigen Zeilen huschst, dann denkst Du bestimmt: Mach mal ne'n Punkt oder wie die Amis sagen würden: "shut the fuck up!"

Freitag, 28. September 2007

Newsletter II aus Amerika; 23.09.07

Die ersten Tage habe ich nun überstanden. Doch wie geht es nun weiter? Diese Frage wird für Euch ganz am Schluss beantwortet.

Schnelldurchlauf: Am Mittwoch waren meine Arbeitskollegen und ich nun zum ersten Mal beim Kunden. Kunde heisst für mich "die Druckerei". Wir sind unter den Mitarbeitern der Druckerei sehr akzeptiert. Dauernd werden wir zu irgendwelchen "things" eingeladen. So haben sie uns erklärt, dass es für uns nur zwei fixe Termine geben wird.
Erster "Jour fixe" ist der Mittwoch; da gibt's Bagels. Zweiter "Jour fixe" ist der Freitag; da gibt's Donuts. Sehr nett von ihnen, wir essen auch gerne mit (keine Frage!), jedoch wenn WIR Donuts mitbringen und ihnen anbieten wollen, wird unsere Geste auf's Höflichste abgewiesen. "Man, are you sick? Mi figure is now so ideal", sie wollen schliesslich nicht fett werden. Ich glaube, die haben sich gegen uns Ausländer einen Geheimplan ausgeheckt: Mästet die Schweizer!

Apropos Mästen: (Einatmen) Meine Mikrowelle in der Suite ist ja so was von r-i-e-s-i-g! Wahnsinn. Und Cola gibts in jeden Restaurants à Discresion. Und Donuts gibts am günstigsten in 12er Packungen. Und kleine Portionen, egal was, gibt's nirgends. Und in den meisten Malls gibt es drei verschiedene Toiletten: Male, Female und Fat. Bei Fat sind die Kloschüsseln extra verstärkt und die Türen breiter. Aber dies nur so am Rande. (Ausatmen)

Den Donnerstag haben wir nach dem Arbeiten mit einem selbstinszenierten BBQ auf dem hauseigenen Grill abgeschlossen. Ich halte mich, im Gegensatz zu anderen, mit dem Fleischessen sehr zurück. Viele sagen, das Kalbfleisch sei hier so gut wie (fast) an keinem anderen Ort auf der Welt. Ich finde das nicht. Mein Gefühl sagt mir aber, dass diesen Leuten einfach wahrscheinlich der relativ günstige Preis sehr gut bekommt. Oder die gigantische Menge, welche sie hier zu verzerren versuchen (was wiederum in der Schweiz nicht möglich ist, da der Preis zu hoch wäre). Item, kurzer Schwede, langer Finn: Ich halte mich zurück.
Freitag's stürzten wir uns dann selber ins Verderben: Ein Pokerset wurde angeschafft. Die Folge ist eine sehr lange Nacht in einem dunstigen Raum mit viel Bud- light- Bier, Chips und Jazzmusik . (Der Raum hat auch einen Namen: Zimmer 201 von Druckinstruktor "Jan- der mit den Assen kämpft")
Zum Glück haben wir am nächsten Tag frei gehabt. Wobei "frei haben" der falsche Ausdruck ist. Ein kleiner amerikanischer Traum wurde mir erfüllt. Wir gehen in den grössten Vergnügungspark von New Jersey. SIX FLAGS AMERICA!

Schnelldurchlauf auf Play setzten: Ich sitze wieder in meinem Zimmer und schreibe Euch mein Lagebericht. Amerika gefällt mir eigentlich ganz gut. Klar habe ich mit vielen dingen sehr Mühe, aber wo hat man das schon nicht!?Am meisten vermisse ich die Intimität der Schweiz. Die ist da schon sehr toll. Hier ist man einfach nur einen unter Tausenden. Nicht gerade wertlos aber schon recht unbedeutender. Und richtiges Brot vermisse ich auch, aber dies ist ja bereits schon der Standardspruch jedes Reisenden geworden...

Ach ja: Wie weiter? Die nächsten Tage werde ich auch noch überstehen. Ganz gut sogar, vermute ich.

Newsletter I aus Amerika; 19.09.07

Wir schreiben auch hier in New York das gleiche Datum wie Ihr, nur einfach sechs Stunden später. Doch drehen wir, der Verständlichkeit zuliebe, das Zeitspindel um einen Tag zurück: An diesem Dienstag morgen startet der Flug CO 79 vom Flughafen Zürich, Gate E23, trotz starker Wolkendichte und vorhangmässigem Regen pünktlich Windrichtung New York; Destinationsflughafen "Newark". In der 20sten Reihe, Platz F (ja, genau der Platz neben den drei rege benutzen Toiletteneingängen!) sitzt ein kleiner Junge, dessen Namen Ihr bestimmt kennt. Der Grund für diesen zirka dreiwöchigen Einsatz sind diverse offene Punkte, welche mein Arbeitgeber erfüllen will, um den amerikanischen Kunden absolut zufrieden zu stellen. Arbeiten werden wir (-> ein Team aus zwei Mechanikern (sind bereits über dem Deich), einem Inbetriebsetzer, einem Druckinstruktor und meinem einfachen Stromer- Gemüt) in der Ortschaft Rockaway. Rockaway, so hat man mir erzählt, liegt vom New Yorker Stadtkern etwa 20 km Richtung Vermont mitten im Grünen. Ländlich aber nicht unberührt.
Item: Dieser Reisetag ist gezeichnet von Überbuchungen. Der Flug ist Überbucht, wir können nicht nebeneinander sitzen. Dies hat zur Folge, dass ein übergewichtiger Basler (Zitat des Baslers: "jäh jooo, d Baaslerläggerli knabbere, da macht e häide Spass. Un da nöin Stund lang!") neben mir die ganze Zeit Sudokus gelöst hat und das einzige Wort zu mir entblösst hat, als er Wasser gelöst hat. (Der Autor hat der Lyrik wegen die Zeitformen etwas verdreht. Anm. der Red.)
Natürlich hat bei mir, als Einziger im aeronautischen Gefährt, die Mediastation nicht richtig funktioniert und mir den ganzen Flug neue CSI Miami Folgen abgeleiert. An alle CSI- Fans: Horatio Cane, der Chef dieser Aufspürtruppe, findet am Ende der 6. Staffel seinen toten Bruder wieder und wird selbst angeschossen. Nur dies so am Rande.

In Newark angekommen (ja, sie haben mich wirklich "imigriert"!) ist natürlich das Mietauto überbucht. Nach Telefonaten mit dem Projektleiter haben wir nun eine viiiiel grössere Benzinschleuder bekommen als abgemacht. Macht ja nix, Benzin kriegt man hier eh nachgeschossen und die Amis, ausser Al Gore, kennen den Begriff "Umweltschutz" sowieso nicht. (Achtung: Ironie!)
Higway rauf zu unseren Suiten, Higway runter zum Supermarkt Lunch einkaufen, Higway rauf den Lunch abladen gehen, Higway runter in das "Longhorn" zum Dinner. Um mein Gewissen zu beruhigen nehme ich dafür ne Diet- Cocke. Wegen der Linie.
Morgen werden wir nun unser Projekt in Angriff nehmen, jedoch aber erst, wenn wir nach alten Pulp Fiction- Manieren gefrühstückt haben. Mit einem Ahornsirup intravenös arbeitet sich sicher besser.Aber eins steht schon jetzt fest. Die spinnen irgendwie, die Amis.

Ihr hört wieder von mir. Oder von meinem Anwalt.

Tag des jüngsten Gerichts

Heute ist also der Tag, an dem mein ertser Blogeintrag ins Leben gerufen wurde. Enjoy it!

Wegen den vielen positiven Rückmeldungen von Euch, ist hier nun mein erstes öffentliche Tagebuch.

Die nachfolgenden Einträge sind die letzten "Neswletter I und II" aus Amerika. Später folgt die Serie weiterhin auf dem E-Mail Weg, zusätzlich aber auch hier auf Blogspot.com.